Erziehungserfolge der Erwachsenen

Erwachsene über 34 Jahre alt beurteilen in 18 Minuten ihre Geschwister oder Kinder

Das ZDF-Heute.de bringt „Schlechte Noten für junge Generation“
und wenig Lob, unterstützt durch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung:

Die Erwachsenen in Deutschland halten nicht viel von der jungen Generation. Die Jugendlichen sind nach ihrer Einschätzung zu konsumorientiert und trinken zu viel Alkohol. Fleiß und Ehrgeiz lassen zu wünschen übrig. Das gehe aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.

Bei solchen Ergebnissen ist es erstaunlich, dass die Erwachsenen keinen Gedanken darauf verschwenden, ob es sich nicht um die Ergebnisse der eigenen Erziehungs- und Bildungsarbeit handeln könnte.Abgesehen davon, das eine Generation Jugendlicher immer anders ist, als die Elterngeneration, ist es hier bei den heutigen Jugendlichen von den Erwachsenen beklagten Defiziten interessant, dass es die gleichen Defizite sind, unter denen die Eltern- und Erwachsenengeneration auch leidet: so ist das Trinkverhalten der Erwachsenen nicht minder problematisch, die Zahlen der alkoholkranken Menschen steigen, Sucht entwickelt ist mit allen möglichen Stoffen zu einem gesellschaftlichen Problem; ob es sich um Suchtmittel im eigentlichen Sinne handelt, oder um Konsum und Normen der „ewigen“ Jugendlichkeit, von denen uns die Industrie versucht abhängig zu machen.

Die Menge an Alkoholwerbung, vor und nach jedem Krimi oder Fußballspiel im Fernsehen und wo auch sonst immer wird von Erwachsenen für die Jugendlichen gemacht. Denn Erwachsene trinken schon, die Jugendlichen „sollen es wohl lernen“, damit die Erwachsenen damit Geld verdienen.

Die Erwachsenen verdienen also unterm Strich an den Defiziten der Jugendlichen Geld, je mehr die Jugendlichen konsumieren und sich allerlei unnötigen Unsinn andrehen lassen, desto besser stehen die Erwachsenen mit ihren Bilanzzahlen von ihrem Chef da. Ein Paradox. Solche Studien sind sehr interessant, wenn wir sie auch mit Blick „von zwei Seiten“ lesen.

Im Prinzip beschreibt die Studie, wie sehr unsere Gesellschaftsmitglieder an sozialen Kompetenzen verlieren. Fragt sich nur: an wen geben sie dann ihre sozialen Kompetenzen ab?

Nachfolgend einige Auszüge aus der Studie.

Selbst- und Fremdbild der älteren Generation
Vergleich man das Selbst- und Fremdbild der älteren Generation (über 34-jährige) fällt auf, dass sich die ältere Generation in vielen Punkten selbst deutlich positiver sieht als sie von den Jugendlichen beurteilt wird. Besonders große Abweichungen ergeben sich bei den Eigenschaften kreativ (Selbstbild: 66%, Fremdbild: 36%), fleißig und ehrgeizig (89%, 76%), sozial engagiert (73%, 56%) und tolerant (65%, 36%). Die Abweichungen zwischen Selbst- und Fremdbild der jüngeren Generation fallen deutlich geringer aus. Dabei wird die jüngere Generation von den Älteren tendenziell positiver gesehen als diese sich selbst einschätzt. Dies gilt insbesondere für folgende Eigenschaften: fleißig und ehrgeizig (Selbstbild: 47%, Fremdbild: 53%), pflichtbewusst (36%, 43%) und sozial engagiert (24%, 44%).

Bewertung und Akzeptanz von Jugendlichen
Das Verhältnis von Jugendlichen und Erwachsenen ist insgesamt positiv. So finden mehr als 90% der Befragten Jugendliche sympathisch. Eine fast ebenso hohe Zustimmung äußern die Befragten zu dem Statement „Ich fühle mich wohl in der Gegenwart von Jugendlichen“. Die hohe Zustimmungsrate in dieser eher emotionalen Dimension schlägt sich auch im Antwortverhalten bei der eher kognitiven Fragestellung zu den Ansichten von Jugendlichen nieder, die nach eigenem Bekunden rund 90% der Befragten ernst nehmen.

Erwachsene stehen der Lebensführung von Jugendlichen überwiegend kritisch gegenüber. Knapp 80% der Befragten sind der Meinung, dass die Lebensführung der Jugendlichen von heute oft Anlass zur Kritik gibt. Dieser vermeintliche Widerspruch zwischen einer positiven Haltung gegenüber Jugendlichen einerseits und einer kritischen Meinung hinsichtlich deren Lebensführung löst sich auf, wenn man das Antwortverhalten bei der Frage nach der intergenerativen Bewertung der Jugendlichen berücksichtigt. Dabei wurden die Befragten gebeten, ihre Ansicht zu dem Statement „Die heutigen Jugendlichen sind auch nicht besser oder schlechter als die Jugendlichen vorheriger Generationen“ abzugeben. Dieser Aussage stimmen mehr als 80% der Befragten zu. Offenbar billigen die Erwachsenen den Jugendlichen eine gewisse Normenabweichung aus dem Bewusstsein zu, dass dies bei vorherigen Generationen – und somit auch bei sich selbst – nicht anders war.

Ansichten zu abweichenden Verhalten von Jugendlichen
Das Spannungsfeld zwischen grundsätzlich positiver Einstellung der Erwachsenen gegenüber Jugendlichen einerseits und Kritik an deren Lebensführung andererseits wird insbesondere bei den Antworten zum Themenblock „abweichendes Verhalten“ deutlich. Bei allen fünf in die Untersuchung einbezogen vermeintlichen Problemfeldern (Alkohol, Gewalt, Vandalismus, Drogen, Respektlosigkeit vor fremdem Eigentum) lag die Zustimmungsrate – zum Teil deutlich – über 50%. Besonders problematisch erscheint aus Sicht der Erwachsenen offenbar das Thema Alkoholmissbrauch. Rund 70% der Befragten sind der Auffassung, dass Jugendliche übermäßig viel Alkohol trinken. Mit deutlich geringeren, aber immer noch sehr hohen Zustimmungsraten, folgen die Themen „Respektlosigkeit vor fremdem Eigentum“ (61,1% Zustimmung), Gewalttätigkeit (57,7% Zustimmung), Drogen (57,7% Zustimmung) und Vandalismus (56,2% Zustimmung).

Das Engagement von Jugendlichen aus Sicht der Erwachsenen
Dem gesellschaftlichen Engagement von Jugendlichen wird seitens der Erwachsenen ein hoher Stellenwert beigemessen. So sind mehr als 90% der Befragten der Ansicht, dass das gesellschaftliche Engagement von Jugendlichen wichtig für die Gesellschaft ist. Das Ausmaß des gesellschaftlichen Engagements Jugendlicher wird von den Erwachsenen indes eher skeptisch beurteilt. So sind rund zwei Drittel der Befragten der Auffassung, dass sich Jugendliche im Vergleich zu Erwachsenen für gesellschaftliche Belange zu wenig engagieren und ihr Engagement insgesamt eher niedrig ausfällt.


Kompetenz
Besonders hohe Kompetenz besitzen Jugendliche aus Sicht der Erwachsenen in technischen Fragestellungen. Mehr als 90% der Befragten sind der Ansicht, dass sich Jugendliche gut mit Technik auskennen. Nicht so stark, aber immer noch mit deutlicher Mehrheit (ca. 75%) sind Erwachsene der Ansicht, dass Jugendliche gut mit anderen Menschen umgehen können. Die geringste Kompetenz besitzen Jugendliche nach Auffassung der Befragten in finanziellen Angelegenheiten. Rund zwei Drittel der Befragten spricht ihnen auch politisches Urteilsvermögen und die Fähigkeit zum gesellschaftlichen Engagement ab.

Jugendliche aus Sicht der Erwachsenen. Eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider (Steinbeis-Hochschule Berlin)

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