Konjunkturerwartungen des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)

Die jüngsten Finanzmarktturbulenzen haben die ZEW-Konjunkturerwartungen im August zum dritten Mal in Folge fallen lassen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen würden von der Krise bei den US-Hypothekenkrediten für Gläubiger mit niedriger Bonität (subprime) überschattet, teilte das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Auch die zuletzt schwachen Konjunkturdaten haben laut Volkswirten die Erwartungen belastet. Volkswirte erwarten nach dem Rückgang eine Abkühlung der Konjunktur, aber keinen Fall in eine Rezession. An den Finanzmärkten sorgte der Indikator hingegen kaum für Bewegung. Die ZEW-Konjunkturerwartungen waren von plus 10,4 Punkten im Vormonat auf minus 6,9 Punkte gesunken. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit minus fünf Punkten gerechnet.

Die befragten Finanzmarktexperten sähen Gefahren, die von der Krise für die realwirtschaftliche Entwicklung in den USA ausgingen und auch auf Deutschland übergreifen könnten, schreibt das ZEW. Vor allem die Bewertungen der Branchen Banken und Versicherungen hätten sich verschlechtert.

RÜCKWIRKUNGEN DÜRFTEN SICH IN GRENZEN HALTEN
ZEW-Präsident Wolfgang Franz erwartet jedoch, dass sich mögliche Rückwirkungen auf die deutsche Konjunktur in engen Grenzen halten dürften. ‚Die Krise ist in erster Linie ein Problem der Vereinigten Staaten‘, sagte Franz. Er verwies auf die ’sehr guten Unternehmensbilanzen‘. Allerdings könnten laut Franz die deutschen Exporte von einer schwächeren Kaufkraft in den USA beeinträchtigt werden.

Die Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich im August. Der entsprechende Indikator fiel um acht Punkte auf 80,2 Punkte. Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verminderten sich im August ebenfalls. Der Euro-Indikator sank um 13,3 Punkte gegenüber dem Vormonat und liegt nun bei minus 6,1 Punkten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum ging im August um 7,9 Punkte auf 73,1 Punkte zurück.

SCHWACHE KONJUNKTURDATEN BELASTEN
Die Volkswirte der Commerzbank machen neben den Turbulenzen an den Finanzmärkten auch die zuletzt schwachen Konjunkturdaten für den Rückgang verantwortlich. Die jüngsten Turbulenzen an den Märkten hätten sich sicher negativ auf den Indikator ausgewirkt, heißt es in einer Analyse der Bank. Allerdings wäre die Kennzahl auch ohne diesen Effekt gesunken, vermuten die Experten. Vor allem jüngste Konjunkturdaten hätten eher negativ überrascht. Auch die Erholung des privaten Konsums komme nur schleppend voran und das Wachstum habe im zweiten Quartal unter den Erwartungen gelegen.

Der deutliche Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen deutet nach Einschätzung der UniCredit aber nicht auf einen Einbruch der deutschen Konjunktur hin. Der Rückgang der Kennzahl sei mehr auf psychologische Faktoren als auf Fundamentaldaten zurückzuführen. Gleichwohl werde die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr nicht so stark wachsen wie im vergangenen Jahr. Nach dem ‚außergewöhnlich‘ starken Wachstum im Jahr 2006 sei im zweiten Halbjahr 2007 mit einem ‚robusten Wachstum‘ von Quartalsraten von rund 0,5 Prozent zu rechnen.

KEINE REZESSION ERWARTET
Der unerwartet kräftige Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen im August deuten nach Einschätzung der Postbank nicht auf eine nahende Rezession der deutschen Konjunktur hin. Die Entwicklung mache aber deutlich, dass die Risiken für den Aufschwung eher zu- als abgenommen hätten. Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland und der Eurozone dürfte in den kommenden Quartalen anhalten. Dabei dürfte die Wirtschaft aber in ein ‚moderateres Fahrwasser‘ kommen.

Die ZEW-Forscher befragten 291 Analysten und professionelle Anleger. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt.by comdirect

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