Der Präsident der Russen zeigt mit nackten Oberkörper und mit Sonnenbrille stärke gegen Sonnenstrahlen im Ozonloch. Und jetzt hat er auch noch eine Bombe aus dem Strandkorb zum Nachtisch hervorgezaubert. Endlich ist sie da – niemand hat auf sie gewartet. Sein Militär gibt sich die Ehre und allen den Test von Vakuum Superbombe bekannt. Super, der angeblich stärksten der Welt.
Die neuartige Vakuum-Bombe sei von ihrer Sprengkraft her mit einer Atombombevergleichbar,
sagte der Vize-Stabschef der russischen Streitkräfte, Alexander Rukschin, nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass am Dienstagabend im russischen Fernsehen. Jedoch würde die Bombe, die von Flugzeugen abgeworfen werde, die Umwelt nicht wie eine Nuklearwaffe belasten. Bislang hatte die US-Armee die stärkste konventionelle Bombe in ihrem Arsenal. Die 2003 im US-Bundesstaat Florida getestete MOAB (Massive Ordnance Air Blast) war als „Mutter aller Bomben“ bezeichnet worden. Wie Itar-Tass berichtete, hat die neue russische Waffe noch keine offizielle Bezeichnung. In Anlehnung an ihre US-Kollegen würden die russischen Entwickler aber schon vom „Vater aller Bomben“ sprechen. Die russischen Offiziere haben sich also angestrengt – angeblich muss jede Bombe die was auf sich hält, einen Namen haben – vielleicht werden die Armeeoberen noch ihre russische poetische Ader wieder entdecken und die frisch geborene Bombe „Väterchen aller Bomben“ nennen. Zuzutrauen wären es den Militärs auf beiden Seiten – sich hinter einem Familiensinn zu verstecken versuchen, damit sie ungestört aus dem Bunker ihre elektronisch geführten Games spielen können. Kauf denen doch endlich eine Modelleisenbahn.
Jetzt wo die Bomben-Familie scheinst komplett ist, ist die Frage erlaubt: Wozu brauchen wir diese Superbomben? Müssen wieder die aus der Realität entrückten und verblendeten Terroristen herhalten, damit Staatsmänner ihr Ego mit immer neuen Bomben aufpolieren können. Die Probleme dieser unseren (noch schönen) Welt lassen sich beileibe nicht mit Bomben regeln und schon gar nicht mit Superbomben. Solche Superbomben, zumal sie ja nichts verseuchen, verleiten bloß dazu, sie zu benutzen, um in dem Muskelspiel aus dem Schatten der bei atomaren Waffen wegen der Verstrahlungsgefahr gefühlten Hilflosigkeit endlich heraustreten und die Brust heraus strecken zu können.
Auf jeden Fall müssen wir wohl überall bei den Wahlen aufpassen, dass wir uns nicht paranoid reagierende Staatslenker wählen. Wir können nicht auf der einen Seite unser Gemeinwesen mit der immer weiter dichter werdenden Kriminalität durchseuchen lassen und auf der anderen Seite Steuergelder für Bomben ausgeben, die alles verbrennen. Die einen vergiften unser Leben mit verspekulierten Milliarden, die anderen schicken sich an, die sich verbreitende Resignation gegenüber den Problemen des modernen Lebensraumes heimlich für die Installierung eines neuen, bomben sicheren Ost-West Gleichgewichts.
Leider sind unsere Staatslenker nicht mutig genug, bei ihren Gipfeltreffen Probleme anzupacken. Die Präsentation der neuen Super-Bombe zeigt nur allzu deutlich, dass sie deshalb keine Problemlösungen finden können, weil sie sich insgeheim mit Bombenbau beschäftigen und kein Interesse an einem gedeihlichen ökologischen Gleichgewicht haben. Und so wird unsere Erde weiter unter tausenden Tonnen von Giftmüll leiden. Wenn sich die Natur entscheidet, sich selbst zu retten, dann wird uns keine Bombe helfen – ob sie Mutter oder Vater heißt. Auf jeden Fall haben wir eine weitere Bewusstseinsebene erklommen, wenn wir Bomben Elterneigenschaften zuordnen und den potentiellen Tod Vater und Mutter nennen. Die Familie hat einen Zuwachs bekommen. Junge Menschen werden voller Begeisterung für diese Bombenfamilie Kinder als Bombenfutter in die verseuchte Welt setzen.
Oder sind die Bomben am Ende als Schutz gegen eine Überbevölkerung der Erde gedacht? Oder sollen die Bomben in dem bevorstehendem Streit um Rohstoffe eingesetzt werden? Die ersten Flaggen sind schon als Okkupationsmarkierungen im Eis der Antarktis eingeschlagen worden. Der Wettlauf ist also eröffnet worden. Sollen dann die Super- und Vakuumbomben die Klimaerwärmung der Erde beschleunigen, damit die rohstoffreichen Gebiete schneller vom Eis befreit werden? Mehr sich selbst zerstörenden Unsinn kann sich die Menschheit kaum ausdenken. Jetzt muss noch die Regierung eine Aufklärungskampagne durchführen, wie wir in Zukunft mit Kondomen und Antibabypillen verfahren sollen. Oder kommt noch die Super-Kind-Bombe – „Kind aller Bomben“? Bekannter Maßen werden Väter und Mütter im Krieg irgendwo begraben. Bombensichere Familien.
focus.de
Kalter Krieg in den Abendnachrichten
In den landesweit ausgestrahlten Abendnachrichten herrscht längst wieder so etwas wie der Kalte Krieg. Kaum eine Sendung kommt ohne Beitrag über neue Waffen, Raketentests oder Militärübungen aus. Die russische Vakuumbombe sei in ihrer Vernichtungskraft um ein Vielfaches effektiver als alles, was die USA zu bieten hätten, erklärt ein russischer Armeegeneral.
Europolitan
„Alles was lebt, verdunstet einfach“, so beschrieb das russische Fernsehen die vom russischen Militär erfolgreich getestete Superbombe. Nach eigenen Angaben soll es sich um die weltweit stärkste nichtnukleare Bombe handeln. Die neuartige Vakuum-Bombe hat ein Gewicht von sieben Tonnen und soll in ihrer Sprengkraft einer Atombombe gleichkommen. Damit wollen die Russen die Amerikaner überholt haben.
Vorgeschichte
Stärkste jemals gezündete Waffe: die «Zar»-Bombe
Auf das Konto der russischen Waffenentwickler geht auch die stärkste jemals gezündete Bombe – eine Wasserstoffbombe mit einer Sprengkraft von über 50 Megatonnen TNT. Eine Waffe, die etwa 4000 Mal stärker war als die Atombombe, die Hiroshima zerstörte und hunderttausende tötete oder verletzte.
Die als «Zar»-Bombe, «Big Ivan» oder «Königin aller Bomben» bezeichnete Waffe wog über 27 Tonnen, war acht Meter lang und wurde am 30. Oktober 1961 über der Insel Novaja Semlja im Nordmeer gezündet.