Eltern vergiften ihre Kinder – gedopt in die Schule

Im Sommer hatten wir eine große Aufregung und bei Bekenntnissen um die Toure de France allerlei moralische Erlebnisse der dritten Art erlebt. Wie viele Leute haben sich doch damals darüber aufgeregt, dass die Radprofis ihre Hochleistung mit Doping hochtreiben. Eine große Unsicherheit folgte, was eigentlich erlaubt ist und was im Sport verboten werden sollte.
Im Prinzip wurde festgestellt, dass es in einer Gesellschaft, in der nur Leistung zählt, problematisch ist, diese Leistung zu bewerten. Auf jeden Fall aber scheint es unverzichtbar zu sein, auf die alleinige Herrschaft von Leistung zu verzichten. Der Eindruck ist nachhaltig – Leistung muss wohl existentielle Ängste vermindern.

Der Konsum von Methylphenidat hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht.

Im Jahr 1993 haben die Apotheken in Deutschland ganze 34 kg von dem nur auf Betäubungsmittel-Rezept erhaltbaren Ritalin (Methylphenidat) über den Tresen an die Kunden überreicht. Innerhalb von 13 Jahren ist diese Menge auf 1221 kg angewachsen.

Ritalin und Co gegen ADHS sind längst Modedrogen an deutschen Schulen. So stieg der Verbrauch der Pillen in den letzten dreizehn Jahren um immerhin mehr als 3000 Prozent an. Und selbst Kinderpsychologen sprechen inzwischen offen von Missbrauch.

Unter dem Leistungsdruck kommen wir offenbar zu Doppelmoral. Auf der einer Seite lehnen wir aus guten Gründen Drogen ab – sie verändern das Wesen den Menschen und machen ihn letztendlich zu einem Behinderten. Auf der anderen Seite lassen wir Modedrogen schon bei Kindern durch Eltern verabreichen.

Es ist gut, wenn die Eltern darüber schnellstens aufgeklärt werden, dass ADHS eine Erkrankung ist, die eine differenzierte Therapie erfordert, wie alle psychischen Störungen auch. Eine Seite der Problematik. Eine andere ist die, dass wir unbedingt aufhören müssen, nach der durch Chemie machbaren Leistung zu schielen und unter der Hand zu einer Gesellschaft von Fixern werden. Letztendlich geht es um nichts anderes, als dass die Eltern, die Sportler, die Ärzte und wer auch immer Drogen benutzt, sich selbst oder den anderen wie ein Drogendealer anfixt, damit der Empfänger zu einem sicheren Kunden wird. Sollen wir eine Gesellschaft von ungezügelten Gier nach Leistung werden?

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