Durch den starken Wachstum von China, Indien usw. erleben wir einen erheblichen Hunger nach für die Produktion erforderlichen Rohstoffen. In letzter Zeit haben sich einige Staaten damit demaskiert, in dem sie Ansprüche auf bestimmte an Rohstoffen reiche Regionen angemeldet haben, die durch den Klimawandel langsam vom Eis befreit werden. Das zeigt ganz deutlich, in welche Enge das Weltsystem der Rohstoffe unter den Veränderungen in den sogenannten Schwellenländern wie China, Indien und Russland geraten ist.
Energie wird bislang auch vorwiegend aus Rohstoffen gewonnen. „Ölpreise von mindestens 100 US$ je Barrel werden bald zur Normalität gehören“, dies sagte der CIBC-Chefökonom Jeff Rubin am vergangenen Dienstag. So wird die konventionelle Förderung weiter sinken und der Verbrauch in den Schwellenländern weiter steigen. „Wir leben in einer Welt, in welcher 3-stellige Ölpreise in der vorhersehbaren Zukunft zur Realität gehören werden“, sagte er auf der 2. CIBC „Industrials-Konferenz“. „Ob 100 US$ oder 140 US$ bleibt noch zu diskutieren, aber es ist sicher, dass wir uns dem Ende des Hydrocarbon-Zeitalters nähern.“ Rubin fügte hinzu, dass höhere Ölpreise technologische Innovationen, aber auch die Kernenergie und Biokraftstoffe vorantreiben werden. „Ich bin mir nicht sicher, ob Öl auch in 50 oder 60 Jahren die gleiche Bedeutung wie heute haben wird“, sagte er.
Rubin sagte, dass ein Plus bei der OPEC-Produktion hauptsächlich den eigenen Energiebedürfnissen dient. Trotz der vorherrschenden Wall Street Meinung zu China und Indien, sind es Länder wie Russland, Mexiko und die OPEC-Länder, welche beim Konsum die bevölkerungsreichsten Staaten der Erde abgehängt haben. So kostet die Gallone Benzin in Saudi-Arabien und Venezuela gerade einmal 0,25 US$. Dies ist günstig genug, um noch größere Mengen des Energieträgers zu konsumieren. Zur selben Zeit mussten in Kuwait und Mexiko sinkende Förderraten auf den größten Ölfeldern verzeichnet werden, so Rubin.
„Im Jahre 2012 könnten Ölsande die wichtigste Quelle für neue Öllieferungen in die USA darstellen; hingegen werden die Öllieferungen aus Mexiko zu dem Zeitpunkt abnehmen“, sagte er. Er ergänzte, dass die Ölsandkäufe von Royal Dutch Shell ein Vorbote für die Zukunft sein könnten. Sechs der größten US-Öllieferanten werden wahrscheinlich ihre globalen Exporte bis 2012 um bis zu 2 Millionen Barrel pro Tag kürzen. Dies sind 7 Prozent des gesamten Verbrauchs. „In Mexiko, Saudi Arabien, Venezuela, Nigeria, Algerien und Russland ist zu beobachten, dass die eigene Ölnachfrage erheblich ansteigt“, so Rubin.
Die kanadische Ölsandproduktion wird nach Annahmen der „U.S. Energy Information Administration“ von täglich 1,1 Millionen Barrel im Jahre 2005 auf täglich 2,3 Millionen Barrel im Jahre 2015 steigen.
Rubins Ausführungen kommen zu einer Zeit, in der Giganten wie Exxon Mobil prognostizieren, dass die fossilen Brennstoffe die weltweite Nachfrage mindestens bis ins Jahr 2030 decken werden. Der Chef der Auslandseinheit sagte am Dienstag, dass er weiterhin eine dominante Stellung der fossilen Brennstoffe beim weltweiten Wachstum bis ins Jahr 2030 sieht, obwohl alternative Energien mehr und mehr an Zugkraft gewinnen.
Trotzdem, dass der Wind- und Solarenergie ein weiteres starkes Wachstum vorhergesagt wird, werden diese Energieträger im Jahr 2030 nur 1 Prozent der weltweiten Energienachfrage ausmachen. Hingegen werden Öl- und Gas nach Robert C. Olsen, Vorsitzender von Exxon Mobil, immer noch 80 Prozent der Energienachfrage ausmachen.
Olsen schätzt, dass Wind- und Solarenergie jährlich um 10,5 Prozent expandieren werden. Bei Kohle, Gas und Öl erwartet er einen Zuwachs von jährlich 1,6 Prozent. „Es werden konventionelle Energieträger wie Öl, Gas und Kohle sein, welche die wesentlichen Teile der weltweiten Nachfrage über Jahrzehnte hinweg abdecken werden“, kommentierte er auf einer Offshore Energiekonferenz im schottischen Aberdeen.
Auf der Welt lagern geschätzte 3 Billionen Barrel Öl. Seit Gründung der Ölindustrie vor über 100 Jahren wurden nur eine Billionen Barrel produziert, fügte Olsen hinzu.
Ob die Aussagen des Analysten Rubin oder Äußerungen vom Exxon-Chef Olsen die Zustimmung der Zukunft finden werden, bleibt unklar – die unerschütterliche Überzeugung von Exxon-Chef Olsen könnte allerdings ein wenig nach dem heute üblichen Schönreden riechen. Derzeit deutet vieles auf den Höhepunkt der Ölproduktion hin. Mehrere Länder versuchen, ihre Produktion auf den Höchstständen zu halten, allerdings werden dies nicht alle schaffen. Wir müssen daher von steigenden Ölpreisen in den kommenden Jahren ausgehen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Regierungen der Weltgemeinschaft so vernünftig miteinander verhandeln werden, dass sich das Rohstoff- und Energieproblem nicht zu einem unüberwindbaren Systemproblem der Globalisierung entwickelt.
Bezogen auf Rohstoffe, ist Globalisierung nichts Neues. Die Netzwege für die Rohstoffbewegung wurden während und bei der Produktionsentwicklung des Industriezeitalters angelegt und funktionieren bis heute praktisch nach dem gleichen Prinzip. Auch früher war es schon ein wirtschaftliches Kalkül, Produktion möglichst in der Nähe einer Lagerstätte zu Installieren. Nachdem aber die Menge von Stoffen und Rohstoffen in den Bauteilen erheblich größer und differenzierter wurde, ist es immer wichtiger geworden, die Rohstoffe an einem Produktionsort mit möglichst billigen Arbeitskräften zusammen zu bringen. Das wiederum wurde in den heutigen Dimensionen erst durch die technologische Verkürzung der Transportwege ermöglicht.
Die zunehmende Knappheit an Rohstoffen als Material- und Energielieferanten bedeutet eine neue technologische Herausforderung. Demnach wird es klug sein, durch Verhandeln, Diplomatie und Streben nach Balance in der Staatengemeinschaft der Welt auf der einen Seite Weltfrieden und durch technologische Entwicklung im eigenen Lande auf der anderen Seite nachhaltige Problembewältigung zu fördern.
Das alltäglich kontrollierte Grübeln über den Ölpreis wird weder die Gegenwart noch die Zukunft retten. Der Ölpreis ist ein Hinweisschild: „Denkt nach!“, mehr nicht. Wenn wir nicht nachdenken und Schönreden, dann haben wir leicht und schnell Verhältnisse, wie vor dem Ersten Weltkrieg. Der Irak-Krieg des Herrn Busch ist nur ein Vorgeschmack auf einen destruktiven Versuch, Systemprobleme zu ignorieren. Wenn wir solchen Menschen die Organisation der Weltordnung überlassen, dann fliegt uns das System der Weltwirtschaft allerdings mal wieder um die Ohren.