Krieg des Geldes – Unterbewusstsein der Wirklichkeit

„Ein leidenschaftlicher Journalist kann kaum einen Artikel schreiben, ohne im Unterbewusstsein die Wirklichkeit ändern zu wollen.“
(Rudolf Augstein (*1923), dt. Journalist, Herausg. „Der Spiegel“)

Alle sprechen von Kriegsgefahr, dabei erleben wir bereits tagtäglich den Krieg des Geldes. Vor 2 Jahren begann der Kursverfall der US-Währung. Ende 2005 kostete 1 Euro rund 1,17 USD. In den vergangenen 24 Monaten ist der USD fast ohne Unterbrechung auf den Rekordwert von 1,44 €/USD abgesackt und 1,50 USD/Euro könnte bereits 2007 Realität sein. Von manchen Analysten wird für die nächsten Jahre ein Wechselkurs sogar von 2:1 erwartet.

Wir Europäer sind nach Außen hin ein wenig besorgt über unsere Exportchancen, während dessen kommt unterschwellig ein gewisser Stolz auf den starken Euro zum Vorschein. Wie wird sich das Blatt wenden?.

Die Hypotheken- und Immobilienkrise in den USA wird nicht ewig andauern. Im 2. Halbjahr 2008, vielleicht auch erst 2009, könnte das Tief überwunden sein. Ungestört kann die US-Wirtschaft um gut 3% pro Jahr steigen und Aufgrund der günstigeren Altersstruktur und der höheren Innovationskraft ist das Wachstumspotenzial der USA bislang höher als im Euro-Raum.

In den vergangenen Jahrzehnten zeigte sich immer wieder, wenn der Wirtschaftsmotor in den USA rund läuft, stärkt das auch den USD. So ist eine Erholung auf 1,30 oder 1,25 USD je Euro durchaus möglich. Die OECD sieht sogar erst eine Kaufkraftparität bei 1,17 USD je Euro. Das neue Selbstbewusstsein im Euro-Raum und die neuen Wirtschaftsriesen in Asien werden dafür sorgen, dass der USD als „Weltwährung“ (zum Beispiel im Rohstoffsektor) an Bedeutung einbüßen soll. Mit einem schnellen Niedergang der US-Währung sollte man aber nicht rechnen – man erinnere sich nur an die Gründe des Iraks Krieges: eines (evtl. der Wichtigste) davon war, dass Saddam Hussein seine Dollars in EURO umtauschen wollte.
Während in den vergangenen 2 Jahren die Währungsverluste die Kursgewinne vieler US-Aktien fast vollständig aufgelöst haben, wäre eine Stärkung des USD für US-Aktien in europäischen Depots ein zusätzlicher Kursturbo.

Gleichzeitig scheint sich eine neue die Gefahr zu entwickeln. Die Gefahr hört auf den Namen Staatsfonds und die Politiker wollen die Deutschen nun vor der Gefahr namens Staatsfonds schützen. So, wie es ihre Pflicht ist – dafür wurden die Politiker ja schließlich auch gewählt.

Die Gefahr namens Staatsfonds spricht vorzugsweise chinesisch, russisch oder arabisch. Ein paar Brocken norwegisch hat man auch schon gehört – aber das klingt nicht so gefährlich, Norwegen ist in der NATO.

Die Zahlen sollen in der Tat beachtlich: Drei Billionen Dollar verwalten Staatsfonds inzwischen. Das ist soviel wie das gesamte Kapital aller Hedge-Fonds und Private-Equity-Firmen der Welt zusammen. Staatsfonds sind also ernstzunehmende Mitspieler auf dem Welt-Finanzmarkt.

Und trotzdem ist die Angstmache der Politiker übertrieben. Und verkehrt. Verkehrt deswegen, weil die Pläne der Bundesregierung alle ausländischen Investoren verunsichern: Künftig soll der Wirtschaftsminister verhindern können, daß Ausländer mehr als 25 Prozent Anteile an einem deutschen Unternehmen kaufen. Rechtssicherheit sieht anders aus.

Und übertrieben soll die Angstmache vor Ländern mit Staatsfonds erst recht sein: Das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft hat heute Zahlen veröffentlicht. Danach stammten im Jahr 2005 mit 791 Millionen Euro gerade mal 0,2 Prozent der Direktinvestitionen in Deutschland aus Rußland. Chinas Anteil lag bei 0,05 Prozent.

Wer ausländische Direktinvestitionen als Gefahr begreift, der braucht im übrigen gar nicht so weit in die Ferne schweifen: Größter ausländischer Investor in Deutschland sind mit Abstand die Niederlande. Auf Platz zwei folgt Luxemburg.

Im Prinzip kann man nichts gegen Investoren etwas haben, die sich für eine Sache hier zu Lande einsetzen. In dem Moment, wenn sich diese Investoren anschicken, unsere Realität soweit zu verändern, dass sie unwirklich wird, bekommen Investoren einen Profil wie die Flure in Franz Kafkas „Urteil“. Wenn der Dollar sich als Referenzwährung verabschieden sollte, kommt es unweigerlich zu einer Konkurrenz der bis dahin stark gebliebenen Währungen. Nun sind die Staatsfonds bereits mit ihren bislang bekannten 3 Billionen USD in guten Startlöchern, um in der Währungsdebatte kräftig mitmischen zu können. Die jüngsten Vorstoße von Russland bezüglich der Überflugrechte von Lufthansa-Cargo über Russland sind einer der Versuche, auszutesten, wie weit sich bereits der Turbokapitalismus auch in den ehemaligen Ostblockstaaten entwickelt und bewährt hat. Auch dort auf Kosten der Bürger dieser Länder. Alle sprechen von Kriegsgefahr, dabei erleben wir bereits tagtäglich den Krieg des Geldes.

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