Noch in Gedanken bei der FED-Zinsentscheidung und mit der Reaktion anderer Marktsegmente beschäftigt, hatten die Devisenmärkte gestern überhaupt kein Interesse an der US-Handelsbilanz, so die Analysten von UniCredit Markets; Investment Banking.
Ohnehin würden strukturelle Aspekte nur dann in den Mittelpunkt rücken, wenn entweder die Kapitalzuflüsse veröffentlicht würden oder asiatische Zentralbanken laut über eine Diversifizierung ihrer Währungsreserven nachdenken würden. Zudem habe sich das Handelsdefizit in den vergangenen sieben Monaten kaum verändert, so auch im Oktober. Der Fehlbetrag habe mit USD 57,8 Mrd. nur geringfügig über dem revidierten Wert des Vormonats von USD 57,1 Mrd. gelegen. Die Exporte seien um 0,9%, die Importe aufgrund der hohen Ölrechnung um 2,7% gestiegen.
Von weitaus größerem Interesse sei gewesen, wenngleich nur kurzzeitig, die Ankündigung mehrerer Zentralbanken, in den nächsten Tagen eine konzertierte „Aktion zur Rettung der Geldmärkte“ durchzuführen. Daran beteiligt seien FED, EZB, Bank of England (BoE), Bank of Canada (BoC) und die Schweizer Nationalbank (SNB). FED, BoE und BoC hätten eine Ausweitung der Akzeptanz von Sicherheiten verkündet, zu denen Marktteilnehmern Liquidität zur Verfügung gestellt werde. Außerdem habe die FED mit der EZB und der SNB eine Swaplinie von USD 20 Mrd., bzw. USD 4 Mrd. vereinbart, die es beiden Zentralbanken ermögliche, auch den US-Dollar-Geldmarkt mit zu versorgen.
Wie schon vorgestern nach der FED-Zinsentscheidung sei die kurzzeitige Aufwärtsreaktion im EUR/USD weniger auf Eigendynamik zurückzuführen gewesen, sondern habe ihre Ursache erneut in den Bewegungen der Carry-Trade-Paritäten gehabt, die davon profitiert hätten, dass die Aktienmärkte das Ankündigen der konzertierten Hilfsaktionen sehr positiv aufgenommen hätten. Der große Befreiungsschlag sei es aber auch hier nicht geworden und so seien Anschlusskäufe für Hochzinswährungen ausgeblieben, wodurch auch der Aufwärtszug beim EUR/USD wieder erlahmt sei.
Heute könnte EUR/USD allerdings in der Tat etwas Eigendynamik entwickeln, da mit Produzentenpreisen und Einzelhandelsumsätzen einige nennenswerte US-Konjunkturdaten anstünden. Während die Produzentenpreise angesichts unterschiedlicher Entwicklungen zwischen Gesamtrate und Kernrate wohl kaum richtungsweisende Impulse liefern würden, könnten die Einzelhandelsumsätze dazu durchaus in der Lage sein. Sie stünden auch deshalb besonders im Mittelpunkt, weil die Verbraucherumfragen (Conference Board, Uni Michigan und ABC) in den letzten Monaten zunehmend pessimistischer ausgefallen seien, aber der Konsum diese Stimmung beileibe noch nicht reflektiert habe. Die Analysten von UniCredit Markets & Investment Banking würden auch dieses Mal von zumindest soliden Einzelhandelsumsätzen ausgehen und daher eher mit leicht schwächeren Kursen bis 1,4640 rechnen.
Die Aktienindizes gingen gestern Nachmittag kurzfristig steil nach oben.
Der Grund: Die FED und andere Zentralbanken (EZB, Bank of England, Bank of Canada, Schweizer Nationalbank) arbeiten gemeinsam an einer Lösung der globalen Kreditkrise.
Doch was ist mit den großen Indizes per saldo passiert? Nichts! Und das obwohl wir erst heute wieder in „Handelsblatt“ von Notverkäufen lesen, welche etliche Banken in Ihrer Existenz bedrohen. Bislang sind bereits 33 CDOs (Colleteralized Debt Obligation als Anlagevehikel, welches Anleihen, Kredite und verbriefte Wertpapiere bündelt) mit 35 Milliarden USD notleidend. Zwei mit einem Volumen von 2 Milliarden wurden bereits liquidiert. Dies bedeutet, dass diese Papiere zu jedem Preis verkauft werden. Experten rechnen mit Abschlägen von zum Teil 80 %. Laut Ratingagentur S&P kann sich die Anzahl der notleidenden CDOs bis zum Jahresende bereits auf 95 erhöhen. Denn bislang spielen die meisten Banken auf Zeit, da man hofft, dass der Handel „irgendwann“ wieder aufgenommen wird und die Banken sich wieder untereinander vertrauen. Wenn man jedoch weiß, dass alleine in den USA über 900 Milliarden USD in CDOs verpackt wurden, dann sind diese Mini-Summen, die bislang öffentlich bekannt wurden, nur die Spitze eines Eisbergs auf den die Titanic (Banken) unausweichlich zurast.
Selbst Commerzbank-Chef Müller räumte ein, dass „in einer solchen Marktphase weitere Abschreibungen in der gesamten Branche“ zu erwarten seien. Wir können hoffen, dass es „nur“ bei Abschreibungen bleibt. Die FED will angeblich alle CDOs, die wie ein Damoklesschwert über dem Finanzsektor schweben, aufkaufen oder zumindest gegen Liquidität bei Ihr oder auf einer gemeinsam mit den anderen Zentralbanken betriebenen Auktionsplattform einlösbar machen.
Zudem sagte man, dass man zum Jahresende den Markt mit Geld fluten werde, um schwere Bilanzprobleme bei den Banken zu verhindern. Zudem gab die FED bekannt, dass man heute weitere 20 Milliarden USD ins System gepumpt und am nächsten Montag noch mal die gleiche Summe zur Verfügung stellt und diese auch für die nächsten 6 Monate den Banken offen stehen.
Dies führt dazu, dass gestern Nachmittag eine regelrechte Flucht aus Anleihen (BUND-Future verliert 55 Basispunkte, der US-T-Bond gar 147 Basispunkte!) in Aktien einsetzt. Motto: Wenn schon Inflationierung der Märkte, dann rein in Aktien und raus aus Anleihen (die ohnehin die Inflation nicht mehr ausgleichen). Gold stieg demnach von gestern Morgen unter 800 USD auf zwischenzeitlich 818 USD.
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