Eine wachsende Anzahl taiwanesischer Hersteller, die ihre Produktionsstandorte bislang in China hatten, sehen sich nach neuen Standorten in anderen asiatischen Staaten um. Der Grund sind die steigenden Produktionskosten in China, wodurch die Unternehmen ihre Gewinne zu großem Druck ausgesetzt sehen.
Es gibt derzeit schätzungsweise 50.000 bis 70.000 taiwanesische Unternehmen in China, die Millionen chinesischer Arbeiter beschäftigen. Laut offiziellen Zahlen sind seit 1989 43,91 Mrd. Dollar an Investitionsgeldern von Taiwan nach China geflossen. Damit ist die 23 Mio. Einwohner starke Insel der fünftgrößte Investor der Welt. Nach inoffiziellen Quellen sollen die Investitionen jedoch eher dreimal so hoch oder sogar noch höher sein, denn die Restriktionen der Taiwanesischen Regierung haben viele Gesellschaften dazu veranlasst, ihr Geld mit dem Umweg über andere Länder nach China zu transferieren.
Das Problem für China: die Umzüge haben seit dem 2. Halbjahr 07 deutlich zugenommen, nachdem die chinesische Regierung angekündigt hatte, den Lebensstandard der einheimischen Arbeiter anzuheben.
Die Taiwanesen reagierten damit auch auf Chinas fortgesetzte Bemühungen die Wirtschaft abzukühlen sowie auf neue Verordnungen, welche eine ganze Reihe von Steuererleichterungen für ausländische Unternehmen abschafften.
Es sind keine groß angelegten Abwanderungen taiwanesischer Firmen aus China zu erwarten, denn viele dieser Unternehmen haben sehr umfangreiche Arbeitsprozesse, was eine Umsiedlung schwierig oder gar unmöglich macht.
Auf der anderen Seite jedoch stehen viele taiwanesische Firmen unter massivem Druck und sind gezwungen, ihre Kosten zu senken, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen. Da bleibt of nur der Umzug in andere asiatische Länder, in denen sie noch günstiger produzieren können.
Nun steht Vietnam zunehmend im Zentrum der Standortüberlegungen großer taiwanesischer Firmen. Der weltgrößte Elektronikhersteller, Hon Hai Precision Industry Co. ließ im August, verlauten, dass er eine 5 Mrd. Dollarinvestition in dem südostasiatischen Land plane.
Und auch der zweitgrößte Laptop-Hersteller der Welt, Compal Electronics Inc. investiert bereits in Vietnam, um eine Produktionsbasis außerhalb von China zu erhalten. Der Grund waren auch hier die steigenden Kosten auf dem Festland. Compal plant seine Betriebsanlagen in Vietnam bis 2012 auf 50% seiner Gesamtkapazität auszuweiten.
Und auch Compals größter Konkurrent, Quanta Computer Inc. plant Produktionsstätten in Vietnam oder einem anderen aufstrebenden Markt.
Diese aktuelle Abwanderung wird der chinesischen Wirtschaft wirklich schaden. Chinas Infrastruktur ist ein klarer Standortvorteil. Denn viele südostasiatische Länder weisen einfach noch nicht die nötige Infrastruktur auf.