Gift gekauft, im Papier verpackt

Es war gestern. In der Kantine. Ich zahle mein Mittagessen Tablett an der Kasse. Daneben liegt wie immer die „Bild“. Ich traue meinen Augen nicht. In dicksten Lettern powert eine Schlagzeile über die Hälfte der ersten Seite: „Die Alten beuten die Jungen aus“! Es ist gerade paar Stunden her, als am Sonntag, 09.03.2008, um 23:30 Uhr 45 Minuten lang über die Zusammenhänge der Rentenprobleme ein gut recherchierter Beitrag der ARD informierte. Natürlich wegen der Brisanz Mitten in der Nacht, wo aller meisten, die zu Arbeit aufstehen müssen schon schlafen – und die Rentner auch.

Obwohl nichts aktuelles passierte, keine Sitzung oder Gesetz verhandelt wird, kein Verfassungsgerichts-Urteil erwartet wird, kein Wahlkampf stattfindet, in dem die Rente ein Thema wäre, die Bundesregierung gerade über 4 Milliarden an Gewinn der Bundesbank bekommt – nichts anderes – aber trotzdem wird am Dienstag nach dem Sonntag ein Aufreißer auf die Titelseite der „Bild“ gedruckt, mit einem mageren Artikel auf der zweiten Seite fortgesetzt, in dem nichts anderes berichtet wird, als die alten, überholten Unwahrheiten und Verdrehungen aufs Neue aufgewärmt.

Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass doch etwas passiert ist, etwas wichtiges, das die gleichgeschalteten Presse-Versicherungswirtschaft-Politik auf den Plan gerufen hat und beunruhigte. Eben jener ARD Beitrag von Sonntag Nacht. Eine bessere Bestätigung der Richtigkeit von den im ARD-Beitrag referierten Informationen kann sich die ARD und wir nicht wünschen. Die „Bild“ reagiert prompt, also muss es sehr brisant sein, was am Sonntag berichtet wurde.

Aber eins ist einfach unethisch und gegen ein friedliches Zusammenleben eines Gemeinwesen gerichtet: wenn ein Medium, wie die „Bild“ Gift zwischen die Generationen buchstäblich Presst. Die Rentner empören sich zu Recht in ihren Briefen an die Bild.

Natürlich sind auch gleich entsprechende Anzeigen um den Artikel in der Bild geschaltet, die Versicherungen anpreisen. Eine tolle Welt – mit Gift Geld zu verdienen. Die nächsten Bundestagswahlen werden interessant werden, denn dort wird es genau um diese Probleme gehen – wie gehen wir und wie wollen wir mit den Menschen, mit unserem Gemeinwesen umgehen, welches Menschenbild ist das tragende Menschenbild.

Auf jeden Fall kaufe ich auch weiterhin die „Bild“ nur zu wissenschaftlichen Zwecken. Gift im Papier braucht man nicht.

hier kannst du ein Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.