Banken verstrickt in eigenen Produkten

Eigentlich haben wir immer gedacht, eine Bank ist der Inbegriff von Korrektheit, Verlässlichkeit und Vertrauen. Die Bankenkrise der letzten Monate lässt uns fragen, worauf können wir uns noch in der Finanzwelt verlassen und vor allem, wie kann es bei bisher als korrekt geachteten Banken zu Unregelmäßigkeiten in Milliardenhöhe kommen. Dabei wird viel über die Gier derjenigen gesprochen, die aus dem vorhandenen Geld mehr Geld machen wollen. In modernen Zeiten möglichst ohne Arbeit, ohne Anstrengung – eigentlich nur mit dem Mut zum Risiko. Und das war´s. Das Derivatvolumen weltweit beträgt 613 Billionen US-Dollar. Soviel Spielgeld wird auf den Finanzmärkten weltweit gehandelt. Transaktionen, hinter denen sich keine realen Werte finden lassen, sondern Wertvereinbarungen, die darauf spekulieren, dass z.B. Aktiensteigen werden. Mit Besitz einer Aktie ist der Besitzer Teilhaber der Aktiengesellschaft, also der Produktion oder Dienstleistung. Mit Derivaten ist der Besitzer Teilhaber an einem Spiel der Geldvermehrung ohne Arbeit. Die Einsätze der Spekulation –der Hebel- können dann einen mehrfachen Gewinn oder Verlust mit sich bringen. Das Geld erwirtschaftet sich selbst, die Finanzinstrumente –Produkte der Banken- werden immer wieder neu von Mathematikern der Banken entwickelt und auf den Markt zum Handeln angeboten. Mit jährlicher Zunahme von 40%.

Vor allem diese Spielprodukte der Banken haben zu einem die Kultur in der Finanzwelt immer weiter in Richtung Spekulation verschoben, die Gier geweckt und das Volumen von 613 Billionen US-Dollar belastet mittlerweile die ganze Weltwirtschaft. Es bindet einerseits Kapital in unproduktiven Bereich, andererseits trägt die Geschwindigkeit der jährlichen Zunahme unweigerlich zu einer Ausweitung der Geldmenge, die wiederum zu Entwertung der Währungen führt. Die nachfolgende Tabelle zeigt einige Zahlen, deren Dimensionen für sich selbst sprechen.

Beispiele für Finanzvolumina weltweit und USA

Die Verschlechterung der Kultur in der Finanzwirtschaft hat nun notgedrungen auch Begehrlichkeiten auf dem Kreditmarkt geweckt. Es wurden wenig abgesicherte Kredite für Häuser angeboten, zu wahnwitzigen Konditionen und vor allem – die Immobilienwerte wurden durch den dadurch erzeugten Mengenwachstum und Grundstücksbedarf künstlich in die Höhe gejagt und die vermeintliche Wertsteigerung wurde wiederum beliehen. Also auch hier ein Zocken mit einem nicht vorhandenem Wert. Nun sitzen die Banken mit diesen Produkten auf dem Trockenen, denn die Wertsteigerung hat sich in der Luft aufgelöst und den Banken fehlen Milliarden in der Kasse.

Wenn Ackermann von der Deutschen Bank ganz gegen sonstige Gepflogenheiten eines Managers von DAX-Unternehmen nach dem Staat ruft, dann will ich hoffen, dass er nicht die Steuergelder der Steuerzahler im Sinn hat, die „Spielschulden“ der Finanzwirtschaft bezahlen sollen, sondern eben eine durch staatliche Kontrolle und Gesetze eine Korrektur verlangt, die den unkontrollierten Wildwuchs der Derivate eindämmt, am besten ganz eingestampft. Dann müssen alle miteinander wieder zum Handel nach Wert und nicht nach Wertillusion zurückkehren. Schlicht zum Verhalten eines ordentlichen Kaufmanns. Das ist uns wohl mit der Gier abhanden gekommen.

„…Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann hat die Verantwortung für die Beendigung der Finanzkrise an den Staat übergeben. Ausdrücklich lobte er die jüngsten Liquiditätsspritzen der Fed, forderte aber weitere Schritte.
„Die Kapitalspritzen sind nötig, aber nicht ausreichend, um Vertrauen wieder herzustellen“, sagte Ackermann. Es müsse alles getan werden, um die Spirale nach unten zu durchbrechen. „Was wir in den USA gesehen haben, auch die Rettung von Bear Stearns, sind gute Ansätze“, sagte Ackermann Montagabend in Frankfurt.

Auf dem wichtigsten Finanzplatz der Welt hatte die US-Notenbank Fed den Notverkauf des Wertpapierhändlers Bear Stearns an JP Morgan durchgedrückt und dafür einen Risikoschirm über 30 Mrd. $ zur Verfügung gestellt.

Banken allein könnten die Situation nicht retten. „Wir haben nicht die Zeit zu warten, bis der US-Häusermarkt über Jahre das Ungleichgewicht abbaut.“ Es sei zu schwerwiegend, ein Abbau würde zu lange dauern. Der Vorstandschef der größten deutschen Bank stellt sich damit indirekt hinter die zunehmenden Forderungen von Bankern nach dem Aufkauf der faulen Hypothekenkredite durch den Staat. Zahlreiche Banken und Handelshäuser hatten in diese Papiere investiert und über Jahre damit satte Gewinne eingefahren.

Nach dem Verfall der Häuserpreise in den vergangenen Monaten hatten sie jedoch Milliarden abschreiben müssen. „Nach jedem Zwischenfall, wenn man den Boden dann wieder gefunden zu haben glaubt, kommt der nächste Schlag. Das bringt uns in diese ganz gefährliche Lage. Wir müssen alles tun, um schnell wieder Vertrauen zu gewinnen.“

Die Wertpapiere mit den faulen Hypothekenkrediten sind seit Monaten praktisch kaum noch handelbar. „Es gab etwas, was wir noch nie gesehen haben, einen Investorenstreik. Das hat sich leider bis heute verstärkt und zu einem Dominoeffekt geführt“, sagte Ackermann. Der Spitzenbanker wollte jedoch nicht die Alleinverantwortung auf den Staat abschieben: „Es braucht eine konzertierte Aktion von Banken, Regierungen und Notenbanken…“ (Quelle: Financial Times Deutschland)

„…Angesichts der internationalen Turbulenzen glaubt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte. Die Versorgung mit Liquidität reiche als Maßnahme nicht aus, sagte er am Montagabend. Die Regierungen müssten Einfluss nehmen auf die Märkte. Ackermann rief zu gemeinsamen Aktionen von Regierungen, Zentralbanken und Banken auf, um das Vertrauen in die globalen Finanzmärkte wiederherzustellen.
Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, rief zur Hilfe bei der Lösung der aktuellen Finanzkrise auf. Bei einer Rede vor Bankern in Frankfurt mahnte er Anleger zu Investitionen an den Märkten. „Ich sage allen, die über Liquidität verfügen: Es gibt viele Produkte, die zu historisch niedrigen Kursen gehandelt werden“, sagte er fast flehentlich.

Er könne zwar nicht garantieren, dass man diese in zwei Wochen nicht noch günstiger kaufen könnte, aber langfristig sei es eine lohnende Investition.

Der Teufelskreis, das Anleger nach jedem Kursrutsch auf den nächsten warteten und damit eine weitere Korrektur an den Märkten provozierten, müsse durchbrochen werden, so Ackermann. Er spielte damit auf das Kernproblem der aktuellen, vom Platzen der Blase am US-Häusermarkt ausgelösten Finanzmarktkrise an. Weil das Vertrauen in den Finanzssektor erschüttert ist, warten die Investoren ab. Dies lässt die Kurse weiter fallen und provoziert so neuerliche, existenzgefährdende Milliardenabschreibungen bei Banken.

Ackermann, dessen Bank bislang recht gut durch die Krise gekommen ist, rief Regierungen und Zentralbanken um Hilfe an: „Wir brauchen eine konzertierte Aktion von Notenbanken, Anlegern und Regierungen, um dieses Zusammenschmelzen von Werten endlich zu beenden.“ Zu glauben, die Banken könnten dies alleine schaffen, sei realitätsfern.

Die Rettung der Investmentbank Bear Stearns durch den Einsatz der US -Notenbank lobte Ackermann: „Es braucht staatliche Einflussnahme. Ich bin dafür, den US-Häusermarkt über staatliche Maßnahmen zu stützen.“

Nach Auffassung des Deutsche-Bank-Chefvolkswirts Norbert Walter wird die Finanzkrise bis weit ins Jahr 2009 anhalten. „Vor Ende 2009 werden die Turbulenzen nicht zu Ende sein“, sagte Walter den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“. „Wir brauchen die Neuordnung und eine Neubesinnung auch bei den Regulatoren der Finanzmärkte“, fügte Walter hinzu. Die Hoffnung auf ein Ende der Finanzkrise sei „verfrüht“ gewesen. „Die Ereignisse in den USA und ihre Auswirkungen auf das Vertrauen der Anleger sind zu gewichtig“, erklärte Walter.

Der Chefvolkswirt des Allianz/Dresdner -Bankkonzerns, Michael Heise, rechnet damit, dass die anhaltende Krise zu einer tiefgreifenden Neustrukturierung im Finanzsystem führen wird. „Wir müssen damit rechnen, dass eine nachhaltige Bereinigung und Konsolidierung im Finanzsystem stattfindet“, sagte Heise der „Berliner Zeitung“ mit Verweis auf den Notverkauf der US- Investmentbank Bear Stearns. „Die Kredithebel, die im Finanzsystem in den letzten Jahren entstanden sind, werden gewaltig zurückgefahren. Das ist eine notwendige Korrektur.“ Dieser Prozess werde länger dauern….“ (Quelle: Handelsblatt.com)

„…Der Ruf von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach staatlicher Hilfe zur Beilegung der Finanzkrise zeitigt zwiespältige Reaktionen in Politik und Wirtschaft. Sogar von einem „Offenbarungseid“ war die Rede.
„Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert“, sagte Bundesbankpräsident Axel Weber dem „Handelsblatt“. „Den Staat als Krisenhelfer anzurufen, geht zulasten des Steuerzahlers“, sagte der Präsident des Volksbankenverbandes BVR, Christopher Pleister. Bayerns Finanzminister Erwin Huber hält den Ruf nach dem Staat im Euro-Raum für „nicht gerechtfertigt“. Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums, sprach von einem „Offenbarungseid“.

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger dagegen ermutigte die Politik zu Eingriffen in die Finanzmärkte – notfalls auch gegen den Willen der Banken. Zugleich forderte er ein globales Kreditregister der Aufsichtsbehörden, um Bilanzrisiken besser beurteilen zu können. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise forderte ebenfalls ein Eingreifen – aber „möglichst ohne Einsatz von Steuermitteln“. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück betonte die enge Zusammenarbeit von Politik, Bundesbank, Verbänden und Banken – ohne konkreter zu werden.

Seit jeher ist umstritten, welche Rolle dem Staat im Fall eines Marktversagens zukommt. Vor allem in der Wirtschaft hatten in den vergangenen Jahren jene die Oberhand gewonnen, die den völligen Rückzug des Staats fordern. Dass nun mit Ackermann einer der prominentesten Fürsprecher dieser Denkschule nach dem Staat ruft, belegt, wie gravierend die Krise ist. Ackermann hatte Montagabend in Frankfurt Maßnahmen gefordert, die über die von ihm begrüßten Liquiditätsspritzen der US-Notenbank Fed wie bei der Rettung der Investmentbank Bear Stearns hinausgehen. „Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Banken allein können die Situation nicht retten.“

Damit stellte er sich indirekt hinter die Forderungen nach dem Aufkauf fauler US-Hypothekenkredite durch den Staat – eine Maßnahme, die in den USA diskutiert und von vielen Bankstrategen gefordert wird.

Kritik von Norbert Walter
Die Unterstützung seines Chefvolkswirtes hat Ackermann indes nicht: Norbert Walter kritisierte das Eingreifen der Fed bei Bear: „Sie hat den Eindruck erweckt, dass sie für alles zuständig ist. Das ist nicht klug“, sagte er Reuters TV.

Ackermanns Aussagen dürfte auch die „Moral Hazard“-Debatte anfachen. Kritiker fürchten, dass die Rettung durch den Staat die Banken bestärken könnte, riskante Investitionen einzugehen, ohne dabei selbst für die Verluste gerade stehen zu müssen.

Zumindest die Spitzenbanker der Schweizer UBS, die 2007 mit 4,4 Mrd. Franken den ersten Verlust ihrer zehnjährigen Firmengeschichte eingefahren hatte, trifft die Krise allerdings hart – für ihre Verhältnisse: So muss Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel für 2007 mit einem Basislohn von 2,6 Mio. Franken zurecht kommen. Im Jahr davor hatte er noch das Zehnfache verdient. Die Gesamtentschädigung der UBS-Topmanager sinkt um 67 Prozent…“ (Quelle: Financial Times Deutschland)

„…Nach harscher Kritik über seinen Ruf nach staatlicher Hilfe hat der Deutsche-Bank-Chef einen Rückzieher gemacht. Er habe nicht den geringsten Zweifel an der Stabilität des amerikanischen und des internationalen Bankensystems, betonte Josef Ackermann.
Ackermann relativierte seine Äußerungen, dass die Selbstheilungskräfte des Marktes allein nicht mehr ausreichten, um die Finanzmarktkrise einzudämmen. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bedauerte der Deutsche-Bank-Chef, dass aufgrund seiner Bemerkungen eine „Systemdiskussion zur Rolle des Staates“ geführt werde.

„Es geht nicht um den Ruf nach dem Staat und die Rettung von Investoren“, sagte er. Mit seinen Äußerungen habe er sich auf die Stabilisierung des amerikanischen Immobilienmarktes bezogen. „Meine Meinung ist, dass es relativ lange dauert, bis Amerikas Häusermarkt zu einem neuen Gleichgewicht findet.“ In diesen schwierigen Zeiten sei dort eine „konzertierte Aktion von Regierung, Notenbank und Marktteilnehmern notwendig“. Ackermann verwies auf das US-Konjunkturprogramm von mehr als 170 Mrd. Euro, für das Steuergelder eingesetzt würden, und den expansiven Kurs der USA in der Geldpolitik.

Ackermanns Hilferufe hatten in Politik und Wirtschaft zwiespältige Reaktionen hervorgerufen. So hatte etwa Bundesbankpräsident Axel Weber Ackermanns Aussage kritisiert. „Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert“, hatte Weber gesagt. Auch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) kritisierte Ackermanns Forderung nach einer konzertierten Aktion und mutigen Schritten von Regierungen und Zentralbanken. „Aus den gleichen Etagen, aus denen sonst weniger Staat gefordert wurde, klingt jetzt der Ruf nach mehr Staat. Zur Beruhigung der Lage tragen solche Forderungen nicht bei“, sagte Glos der „Süddeutschen Zeitung“.

In der „FAZ“ zeigte sich Ackermann geläutert. In der Beurteilung der Lage sei er sich mit Bundesbankpräsident Weber einig. Beide hätten am Mittwoch telefoniert. Bei den Banken liege natürlich eine wichtige Aufgabe, sagte der Deutsche-Bank-Chef. So gelte es, Transparenz herzustellen. Er gehe davon aus, dass sich die Realwirtschaft in Amerika in der zweiten Jahreshälfte wieder normalisieren wird. „Das würde aber auch heißen, dass die Auswirkungen auf die reale Wirtschaft in Europa begrenzt sind….“ (Quelle: Financial Times Deutschland)

Bear Stearns notierte am 13. März noch bei 57 USD je Aktie, zwei Tage später bei 4,80 USD. Geldvernichtung wie aus dem Bilderbuch, ausgelöst durch Unfähigkeit, Leichtsinn und kriminelle Energie. Tage zuvor wurden jegliche Gerüchte um ernsthafte Schwierigkeiten dementiert und plötzlich muss das über 70 Jahre alte Unternehmen in die Arme der FED und des Hauses J.P. Morgan flüchten. Wenn das von heute auf morgen passieren kann, welche Glaubwürdigkeit haben dann noch Banken?
Wir in Deutschland müssen uns wahrscheinlich nicht auf das einstellen, was den USA noch blüht, denn dort hatten die Kreditexzesse jedes Maß verloren. Im Nachhinein können wir froh sein, dass die Kultur der Verschuldung bei uns nicht so verinnerlicht ist wie in angelsächsischen Ländern. Zurück zur FED. Die Aktion mit Bear Stearns (die nebenbei noch 14.000 Mitarbeiter mit Belegschaftsaktien fast total enteignet hat) ging einher mit einer Garantie für den Übernehmer J.P. Morgen, mögliche Risiken im Umfang von bis zu 30 Mrd. USD durch die FED abzusichern und sog. „Sondermüll“ als Sicherheiten in die Bücher der FED zu nehmen. Auch diese Entwicklung war völlig absehbar! Am Ende liegt der ganze Schrott bei den Notenbanken, das Bankensystem ist formal gerettet und der Wert des Papiergeldes bei NULL. Anleger können sich wehren, indem sie weiter Papiergeld in Edelmetall tauschen.

Hoffentlich wird es keine unendliche Geschichte, mit den Banken…

Derivate sind gegenseitige Verträge, deren Preisbildung im Allgemeinen auf einer marktabhängigen Bezugsgröße (Basiswert oder Underlying) basiert. Solche Basiswerte können andere Wertpapiere (z.B. Aktien, Anleihen), marktbezogene Referenzgrößen (Zinssätze, Indices) oder andere Handelsgegenstände (Rohstoffe, Devisen) sein. Derivate können auch Basiswert von anderen Derivaten (2. Grades) sein. Grundsätzlich kommen als Basiswert oder Underlying Asset auch nicht-ökonomische Größen, wie etwa das Wetter, das dann genau zu definieren ist, in Frage.

Der Handel mit derivativen Finanzinstrumenten hat seit 1986 stark zugenommen. Nachdem er sich anfangs auf vergleichsweise einfache Marktrisiken wie Aktien– und Rohstoffpreise bezog, wurden die dort erprobten Konzepte auch auf Zinsänderungsrisiken und Wechselkursrisiken angewendet. Zu den verhältnismäßig jungen Risikoarten, die gleichfalls durch derivative Finanzinstrumente abgesichert werden können, gehört das Kreditrisiko sowie Wetterrisiko.

Aktien und Schuldverschreibungen (z.B. Anleihen, Bonds) werden an Kassamärkten gehandelt. Hier werden echte Umsatzgeschäfte innerhalb einer zweitägigen Frist für die Abwicklung der Transaktionen (Clearing und Settlement) getätigt. Finanzkontrakte mit einem Erfüllungszeitpunkt ab drei Tagen werden in standardisierter Form an Terminmärkten oder außerbörslich „over the counter“ (OTC; bilateral) gehandelt. Derivate lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

Festgeschäfte sind Vereinbarungen zwischen zwei Parteien über die zukünftige Lieferung eines Gutes zu einem heute festgelegten Preis. Werden solche Verträge OTC gehandelt, nennt man sie Forwards, werden sie in standardisierter Form an Terminmärkten gehandelt, heißen sie Futures.

Swaps sind bilaterale Vereinbarungen über den Tausch von Zahlungsströmen. Hier werden Zinsswaps und Währungsswaps unterschieden. Bei Futures und Swaps haben die vertragsschließenden Parteien ein symmetrisches Risiko.

Bei Optionen hingegen besteht ein asymmetrisches Risiko. Eine Option ist ein Recht (nicht die Pflicht), den Basiswert zu einem heute festgesetzten Preis zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Alle Derivate lassen sich in eine dieser Kategorien einordnen oder stellen deren Kombinationen dar.

Derivate sind das vermutlich am schnellsten wachsende und sich verändernde Segment des modernen Finanzwesens. Nach Angaben der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) betrug der Nominalwert aller weltweit ausstehenden OTC-Derivatekontrakte im 1. Halbjahr 2007, 516,4 Billionen Dollar (95 Billionen im Jahr 2000).

Kritisiert wird an den Derivaten, dass sie meist spekulativ sind und einen relativ hohen Anteil am Finanzmarkt angenommen haben – jedoch nicht wirtschaftlich „produktiv“ sind:

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