Ich kann nicht mehr

Diesen Satz hört man immer öfter. Am Arbeitsplatz, in den Behörden. In Krankenhäusern und Heimen, in der Industrie, in Gastronomie Jobs und Wirtschaft. Überall. In den letzten 12 Jahren machen wir einen Umbruch durch – immer weniger Menschen müssen die gleiche oder sogar mehr Arbeit bewältigen. Und seit dem die Leiharbeit im Ansehen bei den Finanzplanern so gestiegen und salonfähig geworden ist, seit dem setzt sich immer mehr durch: der Mensch, der Arbeitet, ist austauschbar. Dann ist es aber auch kein Wunder, wenn die Arbeitstätigen sind immer weniger mit dem, was sie tun identifizieren. Auch bei großen Traditionskonzernen der deutschen Wirtschaft ist stetiger Abbau der Corporate Identity zu beobachten. Und die psychischen Krankheiten und Störungen nehmen mit 0,8% jährlich zu. Die Kinder und Jugendlichen trinken beinahe schon Alkohol wie die Erwachsenen. In der Schule wird nicht Kommunikation, Edukation und soziale Fertigkeiten gelernt, sondern Ellenbogen benutzen und es kommt der durch, der entsprechend hohe Frustrationstoleranz ausweisen kann und Menschen hat, die soziale Fertigkeiten, soziale Kompetenz für ihn oder sie übernehmen. Kann man dann davon sprechen, dass unsere zukünftigen Leistungsträger unter verwöhnender Verwahrlosung groß geworden sind? Kann das sein, dass wir bereits die ersten Auswirkungen davon in politischen Debatten und Entscheidungen mitbekommen?

Aber was sicher ist, dass die Industrie und Behörden versuchen, die Realität so zu recht zu biegen, wie sie meinen, dass es für ihre Finanzpläne gut ist. Für das eine oder andere Jahr. Dabei hat die EU eine erhöhte Stressbelastung bei den Beschäftigten in den europäischen Staaten festgestellt.

Arbeitnehmer in Europa leiden unter Stress

Neue EU-Studie: Mindestens jeder Fünfte betroffen

Daran hat neben dem Abbau von Stellen und dadurch bedingte Verdichtung der Arbeit überall auch die Austauschbarkeit des Arbeitenden großen Anteil – die Bereitschaft sich einsetzen zu lassen wird im großen Stil zum Wirtschafts- und Ausbeutungsfaktor.

Dabei ist für ein gesundes Wirtschaft bereits heute entscheidend:

Psychosoziale Gesundheit ist Produktivfaktor Nr. 1.


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Die EU versucht dann den Urteilen des EUGH, den Forderungen der Gewerkschaften, ihren eigenen Untersuchungen zum Stress am Arbeitsplatz und dem allgemein fortschreitenden Burnout Syndrom gerecht zu werden und eine Richtlinie der destruktiven Entwicklung entgegen zu setzen.

Ärzte rebellieren gegen Arbeitszeit-Richtlinie
Gerade für Ärzte sollte die EU-Richtlinie Verbesserungen bringen, doch jetzt laufen ausgerechnet sie Sturm. Der Marburger Bund sieht den Arbeitsschutz bedroht, auch die Ärztekammer sieht in dem Arbeitszeiten-Beschluss eine deutliche Verschlechterung.

Kaum hat sie es gestern beschlossen, müssen die Ärzte und Klinikmitarbeiter heute bereits mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Arbeitsbedingungen wieder verschlechtert werden. Die Bereitschaftszeit im Krankenhaus soll als „inaktive“ Zeit bewertet werden. Völliger Unsinn, zumal es mit der alltäglichen Realität im Krankenhaus nichts zu tun hat. Aber wohl mit den Krankenkassen, mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft, denen allen die 1 Milliarde Euro mehr Kosten für mehr Ärzte bereits wieder zu viel ist. Also müssen sie kräftige Lobbyarbeit in Brüssel geleistet haben, um so einen Unsinn wie „inaktive Zeit“ kreieren zu lassen.

Wir werden immer mehr hören „Ich kann nicht mehr“ und trotzdem sehen, dass der Kläger klaglos weiter arbeitet. Alle haben sich unter dem Diktat der drohenden Arbeitslosigkeit an die Ausbeutung gewöhnt und werden vor sich her arbeitend in stiller Wut immer kränker.

Nur eins vergessen alle miteinander:
Nach den Ergebnissen der Demographie werden wir immer weniger. Nach den realen Zahlen des Arbeitsmarktes fehlen immer mehr qualifizierte Menschen. Wir können uns also nicht mehr drauf ausruhen, dass wir uns aus einer gesunden Masse der Arbeitsfähigen schon die richtigen raussuchen werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dafür zu sorgen, dass die Menschen gesund bleiben, auch wenn sie arbeiten. Sonst haben wir bald nicht nur wenige Bewohner, sondern auch kränkere Bewohner – und wer soll dann die Arbeit bewältigen?

Psychosoziale Gesundheit ist schon heute
Produktivfaktor Nr. 1.

Das haben leider nur wenige verstanden bisher – und in Brüssel haben sie sich von der Lobby mal wieder über den Tisch ziehen lassen, obwohl dort mal ausnahmsweise die richtige Fährte verfolgt wird.

Also nicht vergessen – immer wenn Sie sagen: „Ich kann nicht mehr“, dann an die Psychosoziale Gesundheit denken. Vielleicht sind Sie gerade ein Entscheidungsträger – dann lohnt es inne zu halten, bevor Sie den von Abstimmungen müden Arm wieder zu einer neuen Abstimmung zustimmend heben. Manchmal ist klug dagegen und für die psychosoziale Gesundheit zu sein.

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