Wirtschaftswissenschaftler verlieren Glauben an die eigene Kunst. Es läßt sich nicht vorhersagen und vergangene Vorhersagen erweisen sich immer mehr als falsch. Es reicht eben nicht Systemfehler zu beklagen und Wirtschaftssysteme des Kapitalismus und Staatssozialismus zu vergleichen – die soziale Marktwirtschaft ohne Verständnis für soziale Zusammenhänge zu beschwören.
Im Moment jagt das eine Rettungspaket das andere. Wir können uns kaum vor auf einmal sprudelnden Milliarden nicht retten – die Amerikaner lassen die Gelddruckpresse heiß laufen und das ohnehin bereits bestehende Fiat Geld wird dadurch noch weniger Wert. Beschwichtigungen der Politik und der Regierungen sind an der Tagesordnung und medial aufbereitete Aktivitäten lenken davon ab, dass es das Finanzsystem aus Wert und Gegenwert entgleist ist. Die Derivatenblase von 9.000 Billionen USD kreist immer noch auf den elektronischen Leitungen von Börse zu Börse um die Welt.
Die Regierungen und Politiker werden nicht müde, dem Bürger einzureden, dass die Sparquote viel zu hoch ist und sie deshalb lieber konsumieren sollen als bei den Sparkassen Geld anzulegen. Bei den Volks- und Reifeisenbanken haben sich die Spareinlagen in letzten Monaten um 4% erhöht und damit können mehr Kredite finanziert werden. Es wäre besser, die Politik und Regierungen würden der Bevölkerung reinen Wein einschenken und sagen, wie es um die Finanzen wirklich steht. Und es dem Bürger überlassen, ob er konsumiert oder spart, ohne ihn für das eine oder andere zu kritisieren. Denn das sparen erhöht die Einlagen im Staatsgebiet ohne Schuldverschreibung und Konsumieren erleichtert den Marktkreislauf. Es ist also beides für die Stabilität der Wirtschaft gut. Ohnehin wird für die aberwitzigen Konjukturprogramme wieder Steuergeld abgeschöpft und das Geld verschwindet meistens in den falschen Taschen, die es ins Ausland tragen. Renovieren und Stabilisieren ist Gebot der Stunde. Und Korruptionsverbot.
Optionsscheine, Zertifikate und Co. gehören verboten – wie in den USA. Bedauernswerte deutsche Anleger – Optionsscheine, Zertifikate und Co. können von Banken manipuliert werden.
Nicht nur, dass unser sauer verdientes Geld verbrannt wird, wenn ein Emittent pleite macht …
… nein! Ein Emittent (z. B. eine Bank) kann uns auch nach Strich und Faden übers Ohr hauen, wenn wir nur gutgläubig genug sind. So gutgläubig, dass wir Zertifikate, CFDs, K.o.- oder Optionsscheine kaufen. Angepriesen als Super-Anlage. Angeblich viel besser und renditestärker als etwa Festgeld-Anlagen.
Doch das Kleingedruckte hat wie so oft große Wirkung. Da steht gern etwas von „Recht auf kurzfristige Kündigung“. So war am 08.10.08 unter Süddeutsche.de ein Bericht über einen Studenten zu lesen, dessen VW-Zertifikat die Bank ruck-zuck gekündigt hatte. Keine Chance mehr für den jungen Mann auf einen Verkauf. Mit einem herben Verlust blickte er in die Röhre, an deren anderem Ende die Banker lachend seinen Aufschrei ignorierten – und sich die Hände rieben. Die Artikel-Überschrift lautete da auch treffend „Das ist wie Wilder Westen“. Nur dumm, dass lediglich die Bank über einen Revolver verfügt und der Anleger unbewaffnet ist. (Süddeutsche.de: 8.10.08)
Bei den übel aber passend bezeichneten K.O.-Scheinen, verlieren Anleger sogar alles, wenn der Kurs kurzzeitig unter eine Knock-out-Schwelle fällt. Fast schon kriminell daran: Emittierende Banken können die Kursentwicklung zu ihren Gunsten beeinflussen. Und sie tun das auch. Ja, sie schreiben das sogar, aber natürlich nur im Kleingedruckten.
Und was macht der Gesetzgeber? Was macht die Bankenaufsicht? Augen fest geschlossen? Es scheint so.
Wieso macht man diesem unfairen Spiel kein Ende? Konsequent und endgültig. So wie in den USA. Dort sind solche manipulierbaren Produkte verboten.
Die Antwort wissen nur die Verantwortlichen. Solange die weiter schlafen (oder mitverdienen?), müssen Anleger umso wacher sein und nach Alternativen suchen.