Pressemitteilung Rechtsextreme Attacken gegen Polizei und Justiz
Deutscher Richterbund beklagt zunehmende Aggressivität von Rechtsextremen gegen die Justiz.
Stand: 26.01.2009
In einem Interview mit dem ARD-Politmagazin report MÜNCHEN äußerte sich der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Christoph Frank, besorgt über rechtsextreme Drohungen gegen Richter und Staatsanwälte. Es gebe, so Frank, der selbst Staatsanwalt ist, Beleidigungen der übelsten Art, üble Nachreden und Androhungen schwerer Straftaten gegen Richter und Staatsanwälte, wie auch gegen deren Angehörigen. Wörtlich erklärte Frank: „Wir haben ein Drohpotential, das äußerst belastend ist und in seiner Aggressivität zunimmt.“
Laut Recherchen von report MÜNCHEN wird seit Jahren in rechtsextremen Internetforen und Publikationen offen zur Gewalt gegen Richter und Staatsanwälte aufgerufen. In Einzelfällen wird seit neuestem sogar zur Ermordung oder der „Todesstrafe“ für Richter aufgerufen. Der Deutsche Richterbund nehme „solche Vorgänge sehr ernst“.
Hinzu käme, so Frank, immer häufiger werden solche Drohungen und Beleidigungen nicht anonym, sondern von Personen mit voller Namensnennung ausgestoßen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeige, so Frank, „dass es keinerlei Tabus mehr gibt. Es gibt aber auch keine Tabus mehr in der Bereitschaft zu diesen Taten, zu diesen Beleidigungen, zu diesen Drohungen zu stehen.“ Dies mache ihn nachdenklich: „Denn das bedeutet, dass wir vielleicht doch noch nicht so konsequent gegen diese Täter vorgegangen sind bisher, wie es erforderlich wäre.“
Beleidigen, bedrohen, angreifen – Rechtsextreme Attacken gegen Polizei und Justiz
Gewalt gegen Polizisten, übelste Drohungen gegen Richter und Staatsanwälte durch Aktivisten aus der rechtsextremen Szene. Polizei und Justiz warnen vor einer Zunahme rechtsextremer Angriffe gegen Staatsdiener.
Von Oliver Bendixen, Anton Maegerle, Stefan Meining
Stand: 26.01.2009
Schauplatz des Geschehens: eine Halle im Osten Deutschlands. Auf der Bühne: eine rechtsextreme Band: Der grüne Frosch wird Sheriff genannt – aus unserm Herzen schreit es heraus: Fahr zur Hölle, mein Freund und Helfer, fahr zur Hölle du grüner Frosch. Fahr zur Hölle, mein Freund und Helfer. Einst wird gelyncht, das wäre ja gelacht.
Rechtsextreme Aufrufe zur Gewalt gegen Polizisten – aufs Wort folgt immer öfters die Tat. Beispiele: Dieser Polizist wurde vor zwei Jahren Opfer eines brutalen Angriffs mit einem rechtsextremen Hintergrund. Seine Identität muss geschützt werden. Der Täter konnte unerkannt entkommen. Tatort war eine Partymeile im Norden Münchens.
Polizist: „Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass einer mit einer Teleskopstahlrute dasteht. Der wollte zuerst, so wie es aussieht, einer Kollegin, das Ding von hinten rüberziehen. Später habe ich dann noch einmal gesehen; als er einem unbeteiligten Gast das Ding von hinter rüberziehen wollte. Er hat dann ausgeholt und ist zu mir rübergegangen. Selbst die Androhung von Schusswaffengebrauch mit gezogener Dienstwaffe hat ihn nicht sonderlich beeindruckt. In dem Moment ist nebenan wieder eine Auseinandersetzung losgegangen, worauf sie dann abgehauen sind.“
Beispiel 2: Ganz aktuell: die Odermannstraße in der Leipziger Innenstadt. Hinter diesem massiven Stahltor befindet sich ein sogenanntes Bürgerbüro der rechtsextremistischen NPD. Ende Dezember 2008 greifen hier Rechtsextreme Polizisten an. Flaschen fliegen, zwei Beamten wird an dieser Stelle Reizgas ins Gesicht gesprüht. Die rechtsextreme Gewalt gegen Polizisten nimmt zu, auch in Leipzig.
Horst Wawrzynski, Polizeipräsident Leipzig: „Die Entwicklung ist neu. In den früheren Jahren haben die Rechten sich dort doch da sehr zurückgenommen. Seit etwa vier, fünf Jahren ist zu verzeichnen, dass sie schlichtweg das polizeiliche Handeln so nicht mehr akzeptieren und versuchen, dass ihnen vermeintlich zustehende Recht auch gewaltsam durchzusetzen.“
Tatsache ist: Eine immer größer werdende Anzahl rechtsextremer Videos im Internet verherrlicht Gewalt gegen Polizisten. Nur ein Beispiel: Auf rechtsextremen Internetforen fanden sich Einträge wie: Zitat: „Ein Bulle hat auch Schmerzen.“ Oder: „Ein kräftiger Faustschwinger aufs Visier reicht und das Teil zerspringt.“
Handlungsanleitungen, die bei Demonstration umgesetzt, gefilmt und dann ins Internet gestellt werden. Die Tendenz Gewalt auszuüben sei eindeutig zunehmend, meint der Leiter einer bayerischen Spezialeinheit der Polizei, Heinz Kiefer. Beinahe 30 Jahre lang hielt er bei Demonstrationen seinen Kopf hin. Jetzt geht er in den Ruhestand.
Heinz Kiefer, Vorsitzender Europäische Polizei-Gewerkschaft: „Die Weisungen der Polizeibeamten im Bereich dieser demonstrativen Aktionen werden nicht mehr befolgt; man stellt sich gegen die Polizeibeamten, man greift Beamte auch körperlich an, es werden auch – so was war früher nur bei der linken Szene beobachtbar – Steine geworfen und es wird massiv gegen Beamte vorgegangen.“
Weithin unbekannt: Wird rechtsextremen Straftätern der Prozess gemacht, geraten nicht selten Richter und Staatsanwälte in ihr Visier. Nur ein Beispiel von vielen: auf einer bekannten rechtsextremen Internetseite wird einem Richter mit dem Tod gedroht, so mancher Leser würde so einen gerne – Zitat – „in freier Wildbahn erlegen“.
Die Richtung sei eindeutig, meint der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes gegenüber report MÜNCHEN.
Christoph Frank, Vorsitzender des Deutschen Richterbundes: „Es gibt Beleidigungen der übelsten Art, es gibt üble Nachreden, es werden Tatsachen behauptet über Kolleginnen und Kollegen und es werden auch schwere Straftaten auch gegen Angehörige angedroht. Sie werden bisher -Gott sei Dank- nicht umgesetzt; aber: wir haben ein Drohpotential, das äußerst belastend ist und in seiner Aggressivität zunimmt.“
Dazu zählen mutige Staatsanwälte wie Jörg Rzehak in Zwickau. Seit Jahren wird auch er von Rechtsextremen immer wieder bedroht und beleidigt. Besonders perfide: Die rechtsextreme NPD stellte Rzehak, nachdem er ein Verfahren gegen Linksextremisten einstellen musste, in einem Flugblatt, das in seiner Heimatregion nahezu flächendeckend verteilt wurde, an den Pranger.
Jörg Rzehak, Staatsanwaltschaft Zwickau: „Es wird insgesamt ein Klima dort erzeugt, wo man eigentlich den Strafverfolgern gegenüber, und auch den Bürgern insgesamt demonstrieren will, dass man bereit ist hier auch unter Ausnutzung des demokratischen Rechtstaates die Macht zu erlangen.“
Tatsache ist: allein in den letzten drei Jahren kam es an vielen Orten in ganz Deutschland zu dutzenden rechtsextremen Angriffe gegen Polizei und Justiz. Wie ist diese steigende Gewaltbereitschaft zu erklären? In Berlin besuchen wir Matthias Adrian. Er hilft Rechtsextremen beim Ausstieg aus der Szene. Er weiß, wovon er spricht: Ende der 90er Jahre war er aktives Mitglied der Jugendorganisation der NPD.
Matthias Adrian, EXIT-Deutschland: „Der Hass auf Richter, Staatsanwälte und Polizisten erklärt sich einfach dadurch, dass diese Leute für die rechtsextreme Szene auch Symbole des Staates sind, Vertreter des Staates, und da die rechtsextreme Szene den Staat an sich beseitigen will, ist es eigentlich nur der logische Schluss, dass man halt dann auch die Vertreter des Staates und die Symbole angreift.“
Angriffsziel Staatsdiener: die rechtsextreme Gewaltspirale dreht sich immer weiter und weiter. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Chronologie rechtsextremer Attacken Eine Auswahl von Einzelfällen der letzten vier Jahre
Angriffe auf Justiz und Polizei mit rechtsextremen Hintergrund in Deutschland.
Stand: 26.01.2009
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; zeigt jedoch die mitunter vorkommende Brutalität und flächendeckende Verbreitung derartiger Attacken von Tätern mit einem rechtsextremistischen Hintergrund auf Polizei und Justiz:
2005
Am 19. Februar löst die Polizei ein Skin-Konzert in Gotha auf. Die Polizeikräfte werden mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen.
Am 31. Oktober verüben Neonazis einen Sprengstoffanschlag auf den PKW eines in der Szene verhassten Polizeibeamten in Königs Wusterhausen. Der Brandanschlag ist ein gezielter Racheakt gegen den Polizeibeamten, der seit 2002 Mitglied einer Spezialeinheit ist.
Am 10. Dezember verhindert die Polizei ein Skinkonzert im thüringischen Sondershausen, dabei stoßen die Beamten auf aktiven Widerstand. Flaschen, Stühle und Bierkästen wurden ihnen entgegengeworfen.
In der Nacht zum 19. Dezember attackieren Skins und Hooligans in Berlin-Friedrichshain zwei Polizeibeamte, die wegen Lärm zu einem Jugendtreff gefahren sind. Einer der Polizisten wird verprügelt.
2006
Zwei Jugendliche werden am 12. Februar in Berlin von drei Rechtsextremisten angegriffen. Ein zu Hilfe eilender Polizist wird getreten.
In der Nacht vom 6. auf den 7. März wird ein Zivilbeamter auf einen Neonazi in einer Kneipe in Norderstedt aufmerksam, der auf dem nackten Oberkörper Hakenkreuztätowierungen trägt und mit Gästen streitet. Der Polizeibeamte versucht den Neonazi zu beruhigen. Als man diesen darauf aufmerksam macht, dass ein Polizist vor ihm steht, geht dieser sofort mit einem abgeschlagenen Glas auf den Beamten los. Weitere herbeigerufene Polizisten werden von dem 25-Jährigen mit Barhockern, Aschenbechern und Gläsern beworfen.
Ausländische Hausbewohner in Winsen werden am Vormittag des 30. Mai von einem Deutschen massiv volksverhetzend beleidigt. Bei der Festnahme des 30-Jährigen durch die Polizei tritt er einem Beamten rückwärts in die Genitalien.
Bei der polizeilichen Auflösung einer rechtsextremen Musikveranstaltung am frühen 4. Juni im Bahnhof von Bad Langensalza greifen Neonazis Polizeibeamte mit Flaschen und Steinen an.
Bei der Auflösung eines illegalen Skinhead-Konzertes am 4. November in Friedrichswalde-Ottendorf bei Pirna werden Polizisten von 50 Neonazis massiv bedroht. Unter anderem werfen die Neonazis mit leeren Bierflaschen. Vor Ort sind 250 Neonazis aus Sachsen, Berlin, Brandenburg, Bayern und Sachsen-Anhalt.
In der Nacht zum 17. November wird ein 37-jähriger Kriminalkommissar der Berliner Spezialeinheit PMS (Politisch Motivierte Straßengewalt) im Ortsteil Grünau von Neonazis von hinten überfallen, zusammengeschlagen und in ein Waldstück geschleift. Als das Opfer zu sich kommt, kann es per Handy um Hilfe rufen.
Zwei rechtsextreme junge Männer attackieren in der Nacht zum 19. Dezember in Hennigsdorf im Bundesland Brandenburg mehrere Polizeibeamte. Die Beamten werden auf die Gruppe von vier Männern durch Zeugen aufmerksam gemacht, da die 29- bis 24-Jährigen rechte Parolen skandieren.
2007
Im Januar ist im „Bremer Forum“ (NPD-Internetseite) nach dem Abbruch einer Neonazi-“Geburtstagsfeier“ in Rotenburg an der Wümme zu lesen: „Erst wenn die ersten Stühle geflogen, die ersten Helme und Visiere brechen werden sie merken, das Widerstand zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich ist.“ (Fehler im Original)
Am 5. März kommt es in München zu einer Auseinandersetzung zwischen ausländischen und deutschen Jugendlichen, darunter eine Anzahl polizeibekannter Rechtsextremisten. Ein Mann aus der Gruppe der Neonazis greift mit seiner Stahlrute einen Polizisten an.
In der Nacht zum 24. März tritt ein 22-jähriger Rechtsextremist einem 29-jährigen Polizisten mit einem Schuh ins Gesicht. Der Polizeibeamte erleidet Verletzungen im Gesicht und Mundbereich sowie eine Zahnfraktur. Zuvor hatten Polizisten die Personalien von vier Anstiftern, darunter der spätere Täter, einer Schlägerei aufgenommen.
Am Rande einer sogenannten Antifa-Demonstration am 14. April in Wismar wird ein Demonstrant von einer von einem Neonazi – offenbar mit einem Katapult – abgeschossenen Stahlkrampe am Kopf getroffen und verletzt. Auch ein Polizist wird getroffen, der jedoch dank seines Helms unverletzt blieb. In dem Haus, aus dem geschossen wird, dem „nationalen“ Wohnprojekt „Wolfshöhle II“, halten sich 35 Rechtsextremisten auf. Die Polizei stellt zehn mit Stacheldraht umwickelte Axtstiele sicher.
Bei einer konspirativ angelegten Sonnwendfeier in der Nähe von Gottesgab bei Bad Neustadt an der Aisch am 24. Juni werden Polizisten von randalierenden Neonazis angegriffen.
Bei der Überprüfung von rechten Jugendlichen am 18. August an einer Tankstelle in Halberstadt anlässlich des Todestages von Hitler-Stellvertreter Heß werden Polizisten mit Fußtritten und Flaschenwürfen attackiert. Ein Beamter wird verletzt. Mehrere der an dem Vorfall beteiligten Jugendlichen sind bereits wegen rechtsmotivierter Delikte vorbestraft.
Am Rande eines Volksfestes in Mügeln im Landkreis Torgau-Oschatz werden in der Nacht zum 19. August acht Inder unter „Ausländer raus“-Rufen von ca. 50 Jugendlichen angegriffen. Gebrüllt wird auch „Hier regiert der nationale Widerstand“. Passanten schauen tatenlos zu, wie die Inder zusammengeschlagen werden. Die Gruppe verfolgt die Inder vom Festgelände bis in eine Pizzeria und beschädigt dort Scheiben und ein Auto des Ladenbesitzers. Erst der Einsatz von 70 Polizisten in schwerer Ausrüstung, die mit Flaschen und Steinen beworfen werden, beenden die Jagd.
In der Nacht zum 25. August randalieren 40 Jugendliche im Anschluss an ein Volksfest in Bützow und beschädigen die Döner-Bude eines Pakistani. Der Imbiss-Besitzer verfolgt den Überfall von seiner Wohnung im ersten Stock aus. Den Angaben des Geschädigten zufolge rufen die Angreifer: „Wir kommen rauf“. Die spät eintreffende Polizei wird vom Mob mit Flaschen beworfen.
Im Oktober verbreitet eine rechtsextreme Internetseite eine Erklärung namens „Der `Deutsche Herbst´ vor 30 Jahren“ der „Autonomen Nationalisten Schwabach“. Darin ist zu lesen: „Die `Ordnungsmacht´ Polizei steht nicht beim Volk sondern bei Staat und Kapital. Das heißt im Klartext: Jeder der auf der Seite der kapitalistischen `Ordnung´ antritt, tritt wissentlich als Kollaborateur gegen die Interessen des Volkes an.“
Zwei 32-jährige Männer rufen am 4. November in einem Kiosk im Prenzlauer Berg rechtsextreme Parolen. Den 36-Jährigen Ladeninhaber bedrohen sie mit einem Elektroschocker und bewerfen ihn mit Flaschen. Einer der Täter leistet bei der Festnahme heftigen Widerstand, so dass ein Polizeibeamter von einem Rettungssanitäter behandelt werden muss.
2008
Zwei 21 und 23 Jahre alte Männer aus der Neonazi-Szene verletzen am 2. Januar in Braunschweig zwei 19 und 24 Jahre alte Asylbewerber aus Syrien erheblich. Der ältere Asylbewerber muss in eine Klinik gebracht werden. Bei der Festnahme des 21-Jährigen verletzt dieser einen Beamten. Gegen diesen Täter liegt ein Haftbefehl vor, weil er eine Gefängnisstrafe nicht antritt.
Bei einem Einsatz in einem von Rechtsextremisten in Löcknitz (Landkreis Uecker-Randow) genutzten Garagenkomplex in der Nacht zum 20. April werden Polizeibeamte von einer größeren Gruppe von Rechtsextremisten attackiert und leicht verletzt.
In der Nacht zum 1. Mai ziehen 100 Rechtsextremisten mit Fackeln durch den Cottbusser Stadtteil Sachsendorf. Als die Polizei eintrifft, werfen die Rechtsextremisten gezielt mit Pflastersteinen, Fackeln und Böllern auf die Beamten. Einige Neonazis versuchen, mit ihren Fahrzeugen zu fliehen und fahren dabei rücksichtslos auf Polizeibeamte zu.
Am 2. Juni wirft ein 39-Jähriger einen Pflasterstein durch das geöffnete Fenster eines Polizeigebäudes in Berlin-Friedrichshain. Dabei entgeht ein Polizeibeamter nur knapp einer Verletzung. Bei der Festnahme verletzt der Täter zwei Polizisten leicht. Nach seiner Entlassung äußerte der Mann NS-Parolen.
Im Hamburger Stadtteil Sasel greift am 19. Juni ein 45-Jähriger bei seiner Verhaftung Polizisten mit einem Beil an. Diese fordern daraufhin das Mobile Einsatzkommando an. Gegen den als Rechtsextremisten bekannten Mann lag ein Haftbefehl wegen Körperverletzungen und Sachbeschädigungen vor.
In Halberstadt widersetzen sich am 20. Juni Neonazis, die auf einem Parkplatz lautstark feiern, den Anweisungen der Polizei. Bei der Feststellung der Identität der 26 Neonazis werden Polizisten beleidigt und teilweise körperlich angegriffen.
Bei einer Sommersonnwendfeier in Stendal am 21. Juni werden Polizisten von Neonazis angegriffen. Das Gelände hatten die anwesenden 85 Neonazis mit Baumstämmen und Nagelbrettern verbarrikadiert.
Bei Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und mehreren hundert Neonazis am 21. Juni in Dresden wird ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes von einem 20-Jährigen schwer verletzt. Angegriffen und leicht verletzt durch Neonazis wird auch ein tschechischer Journalist und Fotograf, der Teilnehmer der nicht genehmigten Demonstration fotografiert.
Nach einem Urteil gegen einen stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden bedrohen im Sommer 2008 Neonazis einen Richter. Im Internet werden Daten und Einzelheiten aus seinem Privatleben veröffentlicht, verbunden mit der Bemerkung, dass mancher Leser wohl gerne mal einen Richter „in freier Wildbahn erlegen würde“.
Die Polizei löst am ersten Juli-Wochenende eine Feier von ca. 30 Rechtsextremisten an einem See in Heinersdorf (bei Steinhöfel) auf. Aus der Gruppe heraus werden die Polizisten mit Flaschen beworfen. Parolen wie „Sieg Heil“ werden gebrüllt.
Bei der Kontrolle eines 10-köpfigen Neonazi-Zeltlagers am Abend des 2. August an der Appener Kieskuhle greifen ein 22-Jähriger und eine 21-jährige Frau Polizeibeamte tätlich an.
Am späten Abend des 2. August löst die Polizei in den Räumlichkeiten eines Vereins in Magdeburg ein illegales Neonazi-Treffen mit etwa 100 Personen auf. Der Vorstand des Vereins setzt sich aus amtsbekannten Szeneangehörigen zusammen. Polizeiangaben zufolge werden die Einsatzkräfte dabei mit brutaler Gewalt angegriffen. Ein Neonazi wirft vom Dach eines Hauses einen Feuerlöscher auf einen Polizisten und verfehlt diesen nur knapp.
In der Nacht zum 24. August löst die Rostocker Polizei ein als Geburtstagsfest getarntes rechtsextremes Konzert im Stadtteil Gehlsdorf auf. Dabei werden die Beamten von etwa 50 Rechtsextremisten brutal angegriffen. Die Polizisten werden mit Bierbänken und Bierkästen beworfen und mit dem Inhalt von Feuerlöschern besprüht. Ein User gab daraufhin in einer rechtsextremen Internetseite den Ratschlag: „Wenn Ihr Euch also für solche Polizeiüberfälle revanchieren wollt, so geht nicht vor Ort gegen die kleinen Polizisten mit Helm und Knüppel vor, sondern schluckt Eure Wut herunter und greift Euch ein paar Tage später den nächstbesten Kreistagsabgeordneten einer deutschfeindlichen Partei, oder haltet Euch an den örtlichen Polizeichef und den hinter ihm stehenden Leiter der Kreisverwaltung. Mit diesen Personen trefft Ihr im Zweifelsfall immer die Richtigen!“
In der Nacht zum 30. August wird eine 20-köpfige Gruppe von Rechtsextremisten von einer Feier in einem Halberstädter Hotel verwiesen. Weil diese nicht erwünscht sind, ruft der Besitzer die Polizei, die den Betreffenden Platzverweise erteilt. Vor dem Hotel bewerfen die Rechtsextremisten die Polizisten mit Pflastersteinen und beschädigen einen Streifenwagen. Sieben Rechtsextremisten im Alter zwischen 19 und 37 Jahren wurden festgenommen.
In der Nacht zum 28. September löst die Polizei mit einem Großaufgebot ein Skinhead-Konzert in Wittlich in der Eifel auf. Dabei werden die Polizeibeamten zum Teil mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen.
Rechtsextreme Jugendliche greifen am 4. Oktober Polizeibeamte in Delitzsch an. Zuvor haben ca. 10 Neonazis eine Geburtstagsfeier gestört. Beim Eintreffen der Polizisten werden diese zum Teil aggressiv und provozierend von den Störern empfangen. Nach dem Aussprechen eines Platzverweises werden die Neonazis handgreiflich. Ein Täter wirft gezielt eine Bierflasche auf einen 38-jährigen Polizisten, der eine Platzwunde am Kopf erleidet.
Nachdem die Polizei am späten Abend des 29. November eine als Geburtstagsfeier getarnte rechtsextreme Musikveranstaltung beendet hatte, randalieren ca. 20 Rechtsextremisten in der Innenstadt von Teterow. Ein Fahrzeug der Polizei wird dabei schwer beschädigt.
Vor und nach dem Drittligaspiel zwischen dem SSV Jahn Regensburg gegen Dynamo Dresden am 6. Dezember in Regensburg kommt es zu heftigen Ausschreitungen. Schon bei der Anreise mit dem Zug von Dresden haben Sprechchöre Parolen wie „Wir sind alle rechtsradikal“ skandiert. Beim einstündigen Zwischenstopp bei der Anreise in Hof attackieren Hooligans die Polizei. Ein 20-Jähriger rammt einer Polizeibeamtin mit Wucht seinen Kopf ins Gesicht.
In der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember werden Polizisten in der Leipziger Odermannstraße, in der sich auch das Bürgerbüro des NPD-Landtagsabgeordneten Winfried Petzold befindet, von Neonazis und Fußball-Hooligans angegriffen. Auch wird Reizgas auf die Beamten gesprüht. Während der Identitätsfeststellung der 46 anwesenden Personen kommt es erneut zum Wurf einer Flasche und Widerstandshandlungen gegen die Polizei.
2009
Auf einer rechtsextremen Internetseite wird einem Richter mit der „Todestrafe“ gedroht. Der Richter hatte zuvor einen NPD-Funktionär wegen des Tragens eines Hemdes mit dem sogenannten Keltenkreuz verurteilt.