In der Gesellschaft, in der wir leben finden umwälzende Veränderungen statt. Es wird sehr viel über Neid und Managerschelte gesprochen. Ist eine Mode geworden. Noch viel interessanter ist aber die Bezeichnung „Manager“. Wenn wir uns alleine die deutschsprachigen Stellenangebote in den Zeitungen anschauen, dann wimmelt es dort nur von allerlei Managern für alles Mögliche. Dabei entsteht leicht der Eindruck, wenn eine Arbeit nicht mit dem Adjektiv „Manager“ verbunden ist, wäre die Arbeit nicht gut genug bewertet und gewürdigt. Auf beides scheint es primär anzukommen.
Dabei wird vergessen, dass Manager ausgesprochen selten vorkommen – denn es gibt nur wenn überhaupt, dann auf die Spitze des Unternehmens etwas zu Jonglieren, also zu managen. Alles andere sind einfach „Führungskräfte“ – vereinfacht gesagt sind alle, die was führen Führungskräfte, mehr nicht. „Manager“ vermittelt etwas „göttliches“ wie seinerzeit bei den Ärzten „Halbgott in Weis“, was auch schon mindestens 20 Jahre nicht mehr wahr ist. Die Ärzte haben keinen „Himmel“ mehr, aus dem heraus sie frei heilen könnten, sondern sind zu Verwaltern der Kettenreaktionen von aufeinander folgenden Gesundheitsreformen.
Die Manager managen nicht mehr, sondern verwalten ebenfalls vor allem Subventionen, die sie seitens des Staates schon immer bezogen haben. Welche Qualität diese Art Managerklasse mit sich bringt sehen wir jetzt in den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Alle sprechen über diese Krise so, als ob sie über uns wie eine Naturkatastrophe hereingefallen wäre. Dabei ist sie von den Führungskräften herbeigeführt worden – im besten Wissen sind Ware/Produkte/Bankprodukte mit heißer Luft aufgepumpt, mit einer gewaltigen andauernden Werbeberieselung an den Mann gebracht worden. Viele haben es geglaubt und gekauft, damit haben sich die Weichen der Gesellschaft auf allen Ebenen auf Wertlosigkeit eingestellt. Aus etwas wertlosen 20% Gewinn zu erwarten und auch noch nicht selten zu realisieren ist schon gewaltige Veränderung der gesellschaftlichen Grundhaltung. Am besten sehen wir diese Veränderung in der Selbstverständlichkeit, mit der die Regierungen in marode Banken und sonstige verbundene Konzerne ein Rettungspaket nach dem anderen hineinpumpen. Diese wertlose Maschine muss weiter laufen in der Hoffnung, dass es bei Fortsetzung unterwegs gelingt, Unwerte in Werte zu verwandeln. Deshalb sind die Bad Banks so wichtig – es sind die Schuldenerlasse des 21. Jahrhundert.
Wir befinden uns im Subventionskapitalismus. Also in einer Wirtschaftsform, in der der Staat überall etwas mit Subventionen fördert. In den Jahresberichten der Konzerne kommen die Beträge kaum vor – man will sich nicht den Glanz damit verhageln, transparent zu machen, dass das Ergebniss mit Hilfe von Subventionen erwirtschaftet wurde. Die Bilanzen müssten demnach auch darauf hin untersucht werden, unter welchen Sondereinnahmen sich die Zuschüsse/Subventionen verstecken.
Verstecken. Eine nachhaltige Begleitung des Subventionskapitalismus ist der Mangel an Führungsqualität der Führungskräfte einerseits, und andererseits deren sich rasant verbreitende Motivation, ihre Mitarbeiter auszuspionieren. Im Subventionskapitalismus kommt es nicht darauf an, was und wie die Mitarbeiter leisten, sondern daran, wie sich die Mitarbeiter an die Anweisungen der Führungskraft halten. Tun sie es sklavisch getreu ohne eigenes Nachdenken und Kreativität, dann ist eine Führungskraft des 21. Jahrhundert zufrieden, denn von so einem Mitarbeiter droht keine Gefahr, dass er Fragen stellen könnte – wie es z.B. zu dem und zu einem anderen Ergebnis gekommen ist. Alle anderen, die lebendig und demokratisch geblieben sind, sind potentielle Feinde und müssen beobachtet werden – weil sie durch ihre Kreativität, Qualifikation und Kompetenzen die geplanten Führungsergebnisse in Frage stellen. Die Mitarbeiter sind nicht darüber informiert, mit wem diese Führungsergebnisse abgesprochen wurden – z. B. in einem genehmigten Förderantrag – und könnten mit eigenen Aktivitäten das Betriebsergebnis, das Ansehen des Betriebes besser machen als vorgesehen.
Deshalb müssen sie ausspioniert werden. Weil mit Ausspionieren eine nicht beschreibbare Angst im Betrieb verbreitet wird – eine Art Psychose, die wiederum nur die Führungskraft lindern kann, indem sie sich den einen oder anderen Mitarbeiter zu mitwissenden Sklaven mit entsprechenden Bezügen zimmert. Daraus entwickeln sich Seilschaften und Netzwerke innerhalb des Betriebes, die sogar auch gegeneinander arbeiten können, d. h. die Qualität eines Produktes in Frage stellen. Siehe Probleme zwischen Frankreich und Deutschland bei der Airbus Entwicklung und Herstellung, wo unverständliche Inkompatibilitäten der Produktionssoftware für jahrelange Auslieferungsverzögerungen geführt haben. Auch Schäden in Milliardenhöhe.
Dabei scheint das Wichtigste zu sein, dass ja nichts von im Ergebnis eh sichtbaren Problemen nach außen dringt. Also werden Mitarbeiter im großen Stil ausgespäht, beobachtet, Daten unbefugt gesammelt und Mitarbeiter permanent unter Druck gesetzt, z. B. in dem sie bald niemanden um sich herum trauen können. Es sind alles namhafte Großkonzerne der gewerblichen oder aus der Dienstleistungswirtschaft, aus dem Handel, deren innerbetriebliche Spionage und Datenmissbrauch zum Glück bekannt geworden sind. Hunderttausende Mitarbeiter sind auf diese Art nicht geführt sondern ausspioniert werden.
Ich habe noch in keinem Lehrbuch oder Sachbuch der Betriebswirtschaft gelesen, dass Ausspionieren der Mitarbeiter das Betriebsergebnis oder das Betriebsklima verbessern würden. Aber auf die gegenteilige Auswirkung derartigen Führungslosigkeit wird immer wieder hingewiesen. Ohne Vertrauen funktioniert ein Betrieb nicht. Ohne Führung mit Führungsqualitäten genauso wenig. Beides finden wir in unserer Wirtschaft zu Hauf. Sogar in Betrieben, die Menschen mit Handycaps beschäftigen wie z. B. Integrationsbetriebe, macht sich diese Unsitte breit. Auch dort wird zunehmend anstatt zu führen, anzuleiten und zu fördern versucht, mit Druck, Auszuspionieren und Zwietracht und Angst zwischen die Mitarbeiter zu säen, die wahren Gründe der mangelnden Führungsqualität zu verschleiern, anstatt Mitarbeitergespräche zu führen. Das Wesentliche, was uns heute bei den sog. Managern begegnet ist Angst verbreitern und zu verschleiern, damit bei entsprechenden Stellen ungestraft nach Geldzuschüssen nachgefragt und neue Seilschaften gebildet werden können. Mitarbeitergespräche sind als Mittel der Förderung und Qualitätssicherung zu Alibi-Gesprächen verkommen, die abgehackt und abgeheftet werden müssen. Man redet lieber mit Rechtanwälten, denn Absicherung und Mobbing sind wichtiger geworden als Mitarbeiterführung.
Es ist immer noch so, wie unser Altpräsident Roman Herzog in etwa sagte: „Ein Ruck muss durch Deutschland gehen.“ Erweitert bedeutet es: „Ein Ruck muss durch Betriebe, durch deren Führungsmannschaften gehen.“ Verschleiern und Selbstherrlichkeit sind keine guten Führungseigenschaften. Bevor wir an den Managergehältern herum manipulieren, sollten wir uns klar machen, was die eigentlich machen, dann auf den Begriff „Manager“ verzichten und uns mit Führungskraft und Mitarbeiterführung neu aufstellen. Dann lässt sich auch klarer und offener über Führungs- und Prozessqualitäten reden und welchen Gegenwert die jeweilige Führungsqualität Wert ist. Schlapphüte im seidenen Schlafanzug sägen an der sozialen Marktwirtschaft. Nun werden sogar Sorgen vor sozialen Unruhen laut. Also höchste Zeit darüber nachzudenken, wie weit ist unser Gemeinwesen desintegriert und welchen Menschen wir die Verantwortung übertragen und ob diese Verantwortungsträger die Desintegration weiter betreiben oder für Integration sorgen können.Es wäre jammerschade sich von Schlapphüten im seidenen Schlafanzug abhängig zu machen. Damit sind schon Menschen im Alten Rom nicht gut gefahren.