Vergewaltigung

„…Damit aber habe er deutlich machen wollen, dass jeder, der die körperliche Integrität eines Menschen so angreift, eine schwere Straftat begehe. Ob er nun als erster handelt oder es anderen nachmacht, ändert nichts an seinem Vergehen…“

Der Vergleich mit Sexualstraftätern ist gar nicht so daneben: beide Gruppen – Randalierer und Sexualstraftäter nehmen sich das Recht aus, die private Sphäre, die persönlichen Grenzen des Anderen zu missachten und nehmen dabei Verletzungen in Kauf. Senator Körting hat richtig erkannt, dass es in beiden Fällen um triebhaftes Verhalten ohne Impulssteuerung. Die feige Art von „Nachschlagen“ und „Nachwerfen“ hat Herr Körting treffend mit seinem Vergleich getroffen. Von solchen Situationen ist es nicht weit zu den Gewaltausbrüchen, die wir in den Balkankriegen erlebt haben.

Endlich einer, der sich in der politischen Nomenklatura der Bundesrepublik traut, die Dinge beim Namen zu nennen. Einen Menschen, der die persönliche Integrität und Unversehrtheit von anderen, vor allem Unbeteiligten schützen und chaotische Straftaten gegenüber jedermann verhindern will zum Rücktritt aufzufordern zeigt das verfehlte politische Denken von Herren Pofalla und der CSU. Sie haben offensichtlich kein Verständnis dafür, was Vergewaltigung ist.

Auch bei den Diskussionen über Amokläufe in den Schulen sind sie nicht auf die Idee gekommen, dass Vergewaltigung nicht nur im sexuellem Bereich vorkommt – sondern auf der einen Seite durch Mobbing einzelne immer wieder bis zur Seele „ausgezogen“ und dann den Gnadenschuss der Verhöhnung bekommen, andererseits ganze Schulen von einem Vergewaltigt, in Angst und Schrecken versetzt werden und Schüler und Lehrer auf bestialische Art und Weise umgebracht werden.

Die Äußerungen von Herrn Senator Körting zeigen nur die Dimension, in der sich mittlerweile die Beliebigkeit der Auseinandersetzungen in der außenparlamentarischen Szene auf der Straße befinden. Dass ein Innensenator so tief und so weit denkt und Vergleiche mit schmerzhaften Erlebnissen ziehen kann zeigt, dass wir mal einen Politiker an der richtigen Stelle haben. 

Herr Pofalla wäre gut beraten, erstmal nachzudenken, bevor er was sagt oder wegen Unfähigkeit lieber selbst abzutreten und die CSU wäre gut beraten, erstmal eine klare politische Richtung zu finden und nicht immer mit verfehltem Aktionismus auf tagespolitische Ereignisse wie ein Paparazzo zu reagieren.

Ich hoffe, dass Herr Körting nicht den Unkenrufen nach Rücktritt nachgibt und im Amt bleibt. Von seinem Anstoß soll die Diskussion darüber weiter gehen, was alles in unserer Gesellschaft mittlerweile zur Vergewaltigung geworden ist. Verletzte Polizisten und unbeteiligte Passanten.

In erster Linie sind es die hunderte von Milliarden, die wir für die Willkür der Banken bei ihren Geschäften mit heißer Luft zahlen müssen. Das wäre bei einem sozialverträglichen und ordentlichem kaufmännischen Verhalten der Banken nicht notwendig gewesen. Also Willkür, die Politiker wie Pofalla und die Regierung beschönigend Krise nennen. Dabei handelt es sich um Vergewaltigung der Steuerzahler.

Nun haben sie Herrn Körting doch soweit unter Druck gesetzt, dass er wieder zurücknimmt. Die Halbwertszeit für zivile Courage beträgt bei der Politik gerade mal paar Stunden.

Mai-Krawalle: Körting nimmt Vergewaltigungs-Vergleich zurück

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hat seinen Vergleich der Mai-Krawalle mit einer Vergewaltigung nach scharfer Kritik zurückgenommen. „Der Vergleich ist schief. Ich möchte ihn so nicht aufrechterhalten“, stellte er klar.

Körting vergleicht Mai-Randale mit Vergewaltigung – CSU will Rücktritt

Union und FDP haben den Berliner Innensenator Körting für seinen Vergleich der Krawalle am 1. Mai mit einer Vergewaltigung scharf kritisiert. Dies sei „abstoßend und ein Skandal“, so CDU-Generalsekretär Pofalla – die CSU fordert Körtings Rücktritt.

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