Rechtsextreme Hetze – Der Staat schaut zu
(by frontal21.zdf.de/ZDFde, 18.8.09):
„…Die derben Drohungen der NPD Thüringens gegen den dunkelhäutigen CDU-Kandidaten Zeca Schall sind kein Einzelfall. Frontal21-Recherchen zeigen, dass in anderen Bundesländern die NPD und andere Rechtsextremisten ungehindert von der Staatsgewalt hetzen und Propaganda betreiben können. So dokumentieren verdeckt gedrehte Aufnahmen antisemitische und rassistische Äußerungen des NPD-Landtagsabgeordneten Udo Pastörs.
Die sächsische NPD feiert ihr Sommerfest. Die Feier in der Nähe des Ortes Jänkendorf wurde beim Landratsamt Görlitz angemeldet und von der Polizei überwacht. Zum Fest ist auch der NPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag Mecklenburg-Vorpommern Udo Pastörs angereist. In seiner Rede vor den rund 800 Zuschauern, zu denen auch Kinder gehören, kann Udo Pastörs Ende Juni eine Hass schürende Rede halten. In der wirft er die Frage auf: „Könnte es nicht doch sein, dass wir in einer Art judendominierten Republik leben?“ Die Bundeskanzlerin Angela Merkel nennt er eine „volksvergessene kleine FDJ-Sekretärin“….“
Und so zart wie der Schmetterling ist das Leben von jedem Menschen. Egal welcher Hautfarbe. Von überall. Und schon wieder dürfen Feinde des freien Lebens ungehindert in Straßen und auf Plätzen in Deutschland Hass schürend herum brüllen. Versuchen Unfrieden in Herzen der Kinder und Jugendlichen hinein zu tragen, Familien und Generationen zu spalten. Hat es denn nicht gereicht, die Nazi-Zeit? Die deutsche Bevölkerung leidet immer noch mit den Opfern des Holocaust unter den Folgen der millionenfachen verbrecherischen Morde des wahnsinnigen Hitlerregime. Hat es denn nicht gereicht? Gibt es doch noch Leute genug, die glauben, es wäre anders gewesen? Hat man ihnen die Bilder nicht gezeigt? Nicht oft genug? Zugelassen, das manche wegschauen, weil sie die Bilder aus den Konzentrationslagern nicht ertragen können und deshalb meinen, es wäre nicht so gewesen?
Und was wenn einer der wieder maschierenden Stiefeln auf den Schmetterling oben tritt? Ein ruhig in der Sonne ausruhende Schmetterling war für viele Opfer im Konzentrationslager ein Sinnbild der Hoffnung – sie ruhten sich einen Augenblick mit aus. Eine kurze Pause, bis sie von unmenschlichen Horden über den Haufen zusammengeschossen oder unter der Dusche für das Giftgas festgehalten wurden. Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen getrieben, verschiedenen Ursprungs, unterschiedlichen Biographien mussten sterben, damit andere weiterbrüllen durften. Der Hass ist zu einer Orgie des willkürlichen Tötens geworden. Ein Land, das Amok gelaufen ist. Auch damals gab es genug Gesellschaftsvertreter, denen es nicht ganz unrecht gewesen ist, wenn vorne gebrüllt wurde und sie hinten im Windschatten der Nazis ihren Geschäften nachgehen konnten. Die zuschauende Bevölkerung wurde militarisierend gleichgeschaltet, wie paralysiert begeistert lies sie die schwarz-braune Krake der Gewalt gewähren und sich für deren Interessen ausquetschen. Das Geld der Bevölkerung finanzierte nicht nur den braunen SS-Wahnsinn und dessen Folgen, mit diesem Geld sanierten sich die in der Wirtschaftskrise der 20-ziger Jahre gebeutelten Finanzkreise. Auch damals wurde viel versprochen, um die Bevölkerung bei Bezahl-Laune zu halten.
Obwohl wir in einer bewährten Demokratie leben, diese Demokratie sich bislang auch als wehrhaft erwiesen hat, drängen sich doch bei den Auswirkungen der Finanzkrise Fragen nach Parallelen auf. Zumal die finanziellen Verluste 2009 gigantische Ausmaße zeigen und die der 20-ziger Jahre in den Schatten stellen. Es geht nicht darum, ob jemand Geld an der Börse verloren hat sondern darum, dass für die jenigen, die sich auf der Börse verzockt haben, der Bürger aufkommen muss. Im Moment kommen auf jeden Bundesbürger im Alter zwischen 1 Tag und 110 Jahre etwa 20.000 EURO, die er für die Sozialisierung der Verluste aufbringen muss. Um es nicht so toll zu merken, scheint es einigen systemrelevanten Leistungsträgern gerade passend zu kommen, wenn vorne gebrüllt und Hass gepredigt wird. Dann können sie in Ruhe hinten die Steuerkasse ausrauben. Und sie zocken wieder.
Und damit das ganze auch geordnet und ruhig abgeht, wird es von verstärkten Polizeikräften begleitet und geschützt – sogar bei strafrechtlich relevanten Handlungen weggeschaut. Wir sollten nicht warten, bis sich der Schmetterling ausruht, sondern Parteien, Gruppierungen und Vereine verbieten, die sogar bildlich im Fernsehen nachweisbar wieder Nazi-Propaganda betreiben.
Durch die gefallenen und umgebrachten Väter kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer vaterlosen Gesellschaft (Mitscherlich) – vor allem in Deutschland. Durch die im Verteilungskampf der Konsumgesellschaft absorbierten Väter sind wir wieder mit einer vaterlosen Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhundert konfrontiert. Die Eltern sind aber da und sollten sich darauf besinnen, dass die Zulassung der Rechtsextremisten sicher zum Nachteil der Zukunft ganzer Familien ausgehen wird. Es ist kein Strassenfest. Es geht um Unmenschlichkeit oder Menschlichkeit, um totalitär oder demokratisch, um eingesperrt oder frei zu sein. Noch ruht sich der Schmetterling aus während sich ein Strassenfest in Konzentrationslager unmerklich schnell verwandeln kann. Jeder Extremismus ist lebensfeindlich. Nicht nur für Schmetterlinge lebensgefährlich.