Am Rand der Hafenmauer eine Männergruppe, einer hält einen wohlgenährten Mann fest und drei Männer rollen einen schweren Stein herbei. Die Beine bereits zusammengeschnürt binden sie am Ende des Seils den Stein fest. Dann überzeugen sie sich, ob der Mann Geld und alle Papiere, Kreditkarten und Ausweise in seinen Taschen hat und geben dem Stein einen Tritt. Der Stein reißt den Mann von der Mauer in die Tiefe, die Wasseroberfläche schließt sich augenblicklich wieder zu. Es ist still. Der Stein war unsere Armut, die an unseren Beinen wie Stein festgebunden klebt und uns jeden Augenblick in die Tiefe reißen kann.
Die Menschen steuern auf eine Katastrophe zu und sehen es nicht, belügen sich jeden Tag mit Beliebigkeiten, aus dem Menu der möglichen Reaktionen und Erklärungen nehmen sie die, welche sie schon immer konsumiert haben, welche sie zuletzt gegessen haben, für welche sie letztlich Beifall bekommen haben und die, welche am meisten Geld, Macht oder Nichts eingebracht haben. Die Unbelehrbarkeit macht müde und resigniert. Auch die Unbelehrbaren, die sich von Teilhabe an der Gestaltung der Gesellschaft abwenden. Die Entfernung der meisten Menschen von der Geschichte macht müde und resigniert.
Eine gefährliche Entfremdung findet im Vakuum der Derivaten-Gesellschaft statt. Die Finanzkrise ist wie Ankündigung einer Sintflut. Die Sintflut besteht vor allem darin, dass uns die unerledigten Probleme dermaßen als Berg über den Kopf wachsen, dass es nur Frage von nicht mehr viel Zeit ist, dass dieser Berg von unerledigten Problemen wie ein Erdrutsch viele unter sich begraben wird. Warum keiner die Sintflut nicht als Sintflut versteht? Es soll ja keine neue Sintflut nach der Genesis mehr geben. Die erste hat auch keine Verbesserung oder Veränderung gebracht. Es soll aber auch keine Lösungen ohne Bund, ohne Verbundenheit geben.
Damit entsteht Freiraum für Entscheidungen, Entwicklungen, Autonomie, Transzendenz und Ruhe. Macht und Gier ist dabei nicht vorgesehen. Wenn Machtstreben und Gier aber Entscheidungen, Entwicklungen, Autonomie, Transzendenz und Ruhe an die Wand drücken und wählbar sind, dann entstehen kurzfristige Entscheidungen – eben zur Befriedigung von Macht und Gier. Die Konsequenzen sind lauter kleine Erdrutsche, immer irgendwo, wo es gerade sehr stark Regnet, weil es wo anders kaum geregnet hat. Macht und Gier können nur beim Ungleichgewicht gewinnen und bestehen. Wenn sich Macht und Gier Nachhaltigkeit verschaffen, dann werden Unlösungen produziert – zu Gunsten von kurzfristigen Gewinnmargen absichtlich falsche Lösungen kommen auf die Halde der ungelösten Probleme oben drauf.
Niemand überblickt es mehr und Zeit zum Nachdenken ist wegrationalisiert worden. Eine Illusion, wir hätten keine Zeit zum Nachdenken begleitet jedes Meeting, dass zum Nachdenken angesetzt wird. Es kann also auch nicht gelöst werden. Dazu werden sehr schnell Werte fehlen, die man essen oder an welchen man sich orientieren kann – der Kompass der Geschichte ist der Ideologie von Mülltrennung zum Opfer gefallen. Ein ordentlicher Regenbogen wird heute nicht als Begegnung von Sonne und Regen, sondern als Kitsch angesehen. Liebe verstehen die Menschen nicht mehr. Sie wissen nicht, was sie fühlen und schlagen nach, was sie fühlen könnten oder sollen. Die Medien werden nicht müde, mit werbewirksamen gezielten Manipulationen die Bevölkerung zu versorgen – Liebe kann auf dem Bildschirm-TV betrachtet und verfolgt werden.
Damit sind die Menschen von eigenen Gefühlen abgelenkt, werden zur grauen Masse der Einschaltquoten oder der Auflagen der Regenbogenpresse, von deren Aussagen sie abhänginger werden. Auch die Wahlentscheidungen werden in Richtung von Beliebigkeiten hingelenkt – nicht umsonst fehlt es jedem Wahlprogramm an zentralen Leitgedanken für die nächsten 20 Jahre. Die stufenweise Erhöhung des Renteneintrittsalter ist bestes Bespiel für die Beschäftigung mit Teilproblemen, die für die Zukunft nicht entscheidend sind.
Entscheidend ist, dass sich einige wenige immer noch herausnehmen dürfen, Geld auf Kosten von anderen zu sammeln, wenn sie sich verspekuliert haben, dann schreit deren Goldenes Kalb nach Futter – der Steuerzahler wird von den Regierungen am Ring der Steuermoral zur Rettung der Systemrelevanz hingeführt.
Auch die Bibel und der Koran, Wasser und Feuer – sie spalten seit Jahrzehnten die Menschheit in zwei machtgierige Blöcke und die notwendige friedenstiftende Synthese steht in der Wüste an. Deshalb laufen immer mehr für andere den Amok. Ob in der Schule oder mit Sprengstoffgürtel, oder mit Flugzeugen in Hochhäuser hinein – es kommt immer auf die Einladung an: „Treten sie ein!“
Das reine Lächeln muss zuerst zurückerobert werden. Ohne diesen Schlüssel bleibt der Energieraum der nächsten Kulturebene kostbar verschlossen. Die Bevölkerung subventioniert die Spiele der Mächtigen genauso wie sie in Kriegen ihre Haut für die Herrschenden hinhalten musste. Dabei geht es und ging es nicht um die Belange und Bedürfnisse der Bevölkerung, sondern um Vorteile und Ziele derer, die aus welchem Grund auch immer, an die Schalthebel der Macht gekommen sind. Ohne diese Subventionen wären weder Kriege noch Finanzkrisen möglich. Solange Steuern für diese Zwecke zweckentfremdet werden können, solange kann von keiner Gerechtigkeit gesprochen werden. Wenn die Armut, Hungertod, Wassermangel und Privatisierung der Wasserversorgung eine Gleichgewichtsoption der globalisierten Wirtschaft sind, dann sind Krisen und Kollapse der Wirtschaft und die Vermehrung des Reichtums der Krisengewinnler vorprogrammiert. Und genau so lange kann von keinem ökologischen Gleichgewicht gesprochen werden. Immer wenn einer reich geworden ist, wurden viele arm. Wegen schlechtem Wetter wurde der Tanz um das Goldene Kalb in Casino verlegt.