„Der ganze Staat soll neu gegründet werden“
Wir wollen hoffen, dass die griechische Bevölkerung dazu auch genug Zeit hat. Die seit Monaten dauernde Hängepartie um die Erfüllung von Forderungen der EU, IWF und der EZB hat die griechische Bevölkerung an den Rand der existentiellen Möglichkeiten und die politischen Führungen der EU-Staaten an den Rand des Machbaren gebracht. Beide Seiten fühlen sich hilflos und sparen nicht mit Forderungen, mit Vorwürfen und Zugeständnissen. Zugegeben, Griechenland ist nicht Sarajevo 1914. Und wir befinden uns schon in der Finanzkrise in einem Grabenkrieg. Wie 1917. Kurz vorm Ende des 1. Weltkrieges. Das Trommelfeuer der Neuzeit kommt von allen Seiten, von denen Geld oder ungedeckte CFDs auf griechische Anleihen als Wetten durch Hedgefonds fleißig in die hochexplosible Situation geladen werden (Credit Default Swaps).
Griechenlandkrise – Grabenkrieg 2012
Alle, die sich darüber freuen, dass die EU ein Garant für Frieden in Europa steht, sollten inne halten und demütig drüber nachdenken, was in Europa eigentlich los ist und weshalb ist die griechische Bevölkerung vorne dran in der Herde der Schulden-Sklaven getrieben. Es reicht nur noch ein Funke und wir haben in Griechenland einen Bürgerkrieg, den niemand wollte. Werden später alle sagen. Wenn es soweit käme. Das muss aber nicht sein.
Ich denke, das, was wir der griechischen Bevölkerung zugemutet haben, jetzt auch reichen muss. Für beide Seiten. Nach dem das griechische Parlament heute den Sparmaßnahmen usw. zugestimmt hat, sollen die 130 Mrd. EURO nach Griechenland fließen. Aber wohin gehen diese Geldmassen? Doch nicht etwa wieder um die Ecke in eine andere Bank, die darauf schon wartet, um damit italienische Anleihen zu 9% zu kaufen? Das ist genau das, was die Menschen in Griechenland zu Weißglut bringt: sie sehen das Geld nicht, weder als Staat, noch als Bürger. Das Geld ernährt das Schuldensystem, damit es weiter Grabenkriege führen kann.
Die Zähmung der Derivate durch EU wird die Derivate wenigstens in das Licht des geregelten Handels der Börsen zurückbringen. Aber erst Ende 2012 und überhaupt zu spät. Niemand scheint auf die Idee zu kommen, dass es sehr schnell gehen kann, den Stecker dem superschnellem Computer aus der Steckdose zu ziehen und Schluss ist mit Ausbeutung der eh schon Verschuldeten. Wollen den alle EU-Staatslenker warten, bis deren Staat an die Reihe kommt? Sind die sog. Reichen Staaten wie Deutschland u. a. wirklich so naiv zu glauben, sie würden ohne grundsätzliche Regelung des Finanzmarktes an dem Trommelfeuer im Grabenkrieg mit der Finanzwelt vorbeikommen? So wie sie jetzt Griechenland nicht vor der Gier des Hedgings schützen, so schützen sie sich selbst genauso wenig. Sie spielen auf Zeit und hoffen, dass der Sand, in den sie ihre Köpfe gesteckt haben, nicht zu heiß werden wird.
Der Sand des Wohlstandes ist aber schon so heiß, dass es schwer fällt, drauf zu laufen. Die Spiegelung der Sandhitze in der gespannten Luft ist keine schöne Urlaubsimpression, sondern ein unerträglicher Hitzestau des ewigen Abwartens.
Wir sind in einer Situation angelangt, in der wir in Europa vertrauensbildende Maßnahmen brauchen. Es klingt zwar komisch, Helsinki war eine Entwicklung zur Annäherung mit den ehemaligen Ostblockstaaten. Wir brauchen eine Annäherung in Fragen von Schuld und Unschuld. Wir müssen feststellen, dass Schulden nicht dafür da sind, eine gierige Meute zu überfüttern, sondern nur dazu dienen sollen, dass geliehenes Geld bis zu und bei Rückzahlung nicht weniger wird. Mehrwert wird nicht durch Schulden sondern durch Produktion geschaffen, .
Grabenkrieg oder Vertrauen schaffen? Dazwischen müssen wir uns entscheiden. Wo ist Willy Brandt? Willy21? Gibt es einen irgendwo mit Visionen der Versöhnung im aufgeregten Frieden? Die SPD ist unheimlich still und planlos, dabei ist es gerade ihre Chance der 150 jährigen Parteigeschichte endlich mal gerecht zu werden. Also eine neue Klausur, die letzte ist gründlich schief gelaufen. Auch im Grabenkrieg.
„…Ministerpräsident Lucas Papademos zeigte Verständnis für die Widerstände in der Gesellschaft gegen das Spardiktat der internationalen Geldgeber, verurteilte die Gewalt aber scharf. „Die fehlende Anerkennung der Bemühungen der Griechen und die ständige Kritik einiger Partner erzeugt Empörung unter den Griechen.“ Der parteilose Regierungschef kündigte ein neues Steuersystem an. „Der ganze Staat soll neu gegründet werden.“ (ZDF.de)
Immer gehts ums Geld: Dicke Luft zwischen Berlin und Athen
Die Nerven liegen blank
In Athen verstärkt sich antideutsche Stimmung
Zwischen Athen und Berlin liegen die Nerven blank: Der griechische Staatspräsident Papoulias behauptet, Finanzminister Schäuble habe Griechenland beleidigt – nun sind die Deutschen beleidigt. In der griechischen Bevölkerung brodelt es, die EU will endlich Taten sehen.
Spargesetz – Athen gleicht einem Trümmerfeld
Neuanfang beginnt mit Krawallen.
Während der Abstimmung über das Sparpaket hatten sich in der Nacht Demonstranten heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Griechenland ist erschüttert.
Finanz-Guru Soros attackiert Merkels Krisenpolitik
„…Der amerikanische Multimilliardär George Soros mischt sich öffentlich in die Diskussion um eine Lösung der Euro-Krise ein – und übt scharfe Kritik am Krisenmanagement der Bundeskanzlerin: „Ich bewundere Kanzlerin Merkel für ihre Führungsstärke. Aber leider führt sie Europa in die falsche Richtung“, sagte Soros gegenüber dem SPIEGEL…
Die Konjunktur in den europäischen Krisenstaaten müsse mit Finanzspritzen belebt werden, anstatt die Regierungen nur zum Sparen zu zwingen. „Sonst wiederholen wir die Fehler, die Amerika 1929 in die große Depression geführt haben. Das versteht Angela Merkel einfach nicht“, sagte der Spekulant…“
In Griechenland warnt Venizelos vor Staatsbankrott
„Wir sind nur einen Atemzug von Ground Zero entfernt.“ Griechenlands Regierungschef Papademos scheut vor der wichtigen Abstimmung des Parlaments über das umkämpfte Sparpaket keine dramatischen Vergleiche. Finanzminister Venizelos gibt sich nicht weniger drastisch.
Thomas Fricke – Ein Schröder für die Griechen
„…Als die Deutschen vor zehn Jahren noch so eine Art Griechen Europas waren und die Staatsschulden endlos zu steigen schienen, legte Finanzminister Hans Eichel immer neue Sparpakete auf, fielen mal eben Hunderttausende Stellen im öffentlichen Dienst weg und wurden heillos Abgaben erhöht – schon bevor Kanzler Schröder die Agenda 2010 plante.
Vor lauter Abgaben und Verzicht geriet die Wirtschaft in Dauerstagnation, wuchs selbst 2005 noch um weniger als ein Prozent, und die Arbeitslosigkeit stieg auf fünf Millionen. Es war eine echte griechische Tragödie: Jedes Mal, wenn Eichel dank heroischer Sparpakete sinkende Staatsdefizite versprach, sah das anschließend wie gelogen aus – weil in der Zwischenzeit das erwartete Wachstum sparbedingt wieder ausblieb, entsprechend mehr Geld für Arbeitslose nötig war und weniger Steuereinnahmen reinkamen…“
Ob mit oder ohne Euro: Griechenland braucht weiter Hilfe
Wachstumsperspektive bleibt „sehr schlecht“
von Michael Braun
Griechenland hat sich fast bis in den Bürgerkrieg hineingespart. Doch auch wenn die Schulden schwinden: Es bleiben elementare Wachstumshindernisse. Die Hoffnungen hängen am Tourismus, den alternativen Energien und der Landwirtschaft.(ZDF.de)
Bitte teilt den Aufklärungslink gegen den ESM-Vertrag mit euren Freunden, Bekannten auf Facebook (an die Pinnwand des Freundes posten), per Mail und so weiter – die Zeit wird knapp, umso mehr sich darüber informieren, um was es sich bei diesem diktatorischen Ding handelt, umso besser!
Hier der Link zu dem Video auf YouTube
Sehr interessanter Artikel. Das ganze Geld was nach Griechenland fließt, fließt sowieso zum großen Teil an die Banken. Und wem ist dann geholfen?
Was sind CDFs, bitte?