Vollkaskomentalität führt in die Krise

Hat der US-Dollar die Wende geschafft?

14.09.2008 vom www.boersen-kurier.com

Seit sechs Jahren befindet sich der USD in einem Abwärtstrend. Seit Mitte Juli aber beobachten wir zum ersten Mal seit dieser Zeit mehrwöchige Erholungsphasen, die zu einer Aufwertung der amerikanischen Währung von ca. 10 % gegenüber den meisten wichtigen Divisen geführt hat. Ist das dass Ende der Dollar-Baisse oder nur ein Zwischenhoch?

Sozialisierte Finanzkrisen – Subventionskapitalismus

Was hat die Katerstimmung nach Sex-Revolutionen mit der Katerstimmung bei Krisen der Finanzmärkte gemeinsam? Beide folgen auf zerplatzte Illusionen, es wäre möglich, ohne substantiellen Wert mehr Wert und mehr Freiheit zu schaffen. In beiden Fällen ist der Wachstum missverstanden und mit Gier vertauscht worden. Die Erlaubnis, gierig sein zu dürfen, haben die meisten für eine Freiheit gehalten. Jetzt stellt sich heraus – es ist Freiheit auf Pump.

Wie in der Industrierevolution nach 1900 der technologisch-wissenschaftlicher Fortschritt und die effektiveren Transportmittel, so sind es heute die Mittel der Informationstechnologie, die den Menschen von der Realität immer weiter fernhalten. Die Folgen lassen sich leider noch nicht wie ein Computer abschalten. Also sollten wir uns auf uns, unser Gemeinwesen und das Leben selbst besinnen. Den Super-Gau der platzenden Derivaten-Blase könnten wir verhindern, in dem wir Glücksspiel in den Banken und auf der Börse verbieten. Es geht immerhin um eine gigantische Summe. Nach Angaben der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) betrug der Nominalwert aller weltweit ausstehenden OTC-Derivatekontrakte im 1. Halbjahr 2007, 516,4 Billionen Dollar (95 Billionen im Jahr 2000) -wikipedia), die auf dem Spiel stehen. Den Spielern ist ja eh klar, dass es ein Ersatz für Spielschulden nicht geben kann. D. h. wenn wir auch den Subventionskapitalismus nicht weiter betreiben.

 

Die Unruhe von Helmut Schmidt

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Mitte ganz unten

So oder ähnlich könnte die politische Situation in Deutschland beschrieben werden. Alle Parteien bemühen sich um die Mitte. Alleine der Wiederholungszwang der Kanzlerin beim letzten CDU Parteitag ist ein schönes Beispiel für den Scharm, den offensichtlich die vermeintlichen Wähler in der Mitte der Gesellschaft auf die Politiker ausüben. Dabei werden aber auch die Klagen immer lauter, die Armut verbreite sich auch zunehmend in der Mitte. Würde bedeuten, die Mitte frisst sich selber auf.

Deutschland hat als Industrienation offensichtlich den Hang nicht nur zum Dichten und Denken, nicht nur zum Lamentieren und Klagen, sondern vor allem dazu, mit den Problemen nach unten zu gehen. Es grenzt an Masochismus, entweder eine Politik des nichts Tun zu betreiben oder auf der anderen Seite als Bürger dieser Politik zuzuschauen. „Waren Sie schon mal angeln?
Der Köder stirbt immer.“

Energieversorger und Bahn
ärgern Verbraucher am meisten

Energieversorger, Bahn und Busse sowie Mobilfunkanbieter ärgern die Verbraucher in Deutschland am meisten. Die Politik behandele den Verbraucherschutz stiefmütterlich, beklagte der Bundesverband der Verbraucherzentralen.

Alleine die Beiträge im frontal21 am Dienstag auf ZDF zeigen deutlich, was ich im letzten Artikel von gestern Nacht meinte: „…Vorbeireden hat sich überhaupt zu einer modernen Art von Problemdiskussion etabliert…“

Und was macht das Ölgeld? In keiner Region der Welt wird beispielsweise soviel gebaut wie im Nahen Osten. Ferien- und Geschäftsreisende aus aller Welt sollen angelockt werden und für Einkommensquellen nach dem Öl sorgen. In Dubai gibt es bereits über 400 Hotels. Bis 2016 sollen es mehr als doppelt so viel sein. Dubai will einen der größten Transithäfen der Welt bauen, heute rangiert die Metropole am Persischen Golf unter den ersten Zehn.

Vor allem sind aber regelmäßige Stromausfälle zu erwarten, undichte Wasserleitungen oder verstopfte Straßen – alles Hindernisse, die das Wirtschaftsleben stark behindern, kein Land kann es sich heute noch leisten, seine Investitionen in die Infrastruktur zu vernachlässigen. Die Weltbank schätzt, dass jährlich rund 270 Mrd. US-Dollar in Infrastrukturinvestitionen fließen, rund 850 Mrd. US-Dollar sind nötig, um nur die bereits bestehenden Anlagen zu erhalten. Aufgrund der stark wachsenden Wirtschaft gerade in den Schwellenländern ist es wahrscheinlich, dass der tatsächliche Bedarf noch höher liegen wird als von der Weltbank prognostiziert. Staaten wie China, Thailand, Indien, Brasilien und Argentinien können ihr Wachstumstempo nur beibehalten, wenn die Infrastruktur mithält. Rund 4. Bio. US-Dollar schätzt die Weltbank den Bedarf für die kommenden 5 Jahre.

Das Aufkommen an Lastwagen wird sich auf unseren Autobahnen verdoppeln. Das schreit geradezu nach Alternativen. Nach umweltfreundlichen dazu. Unsere Politiker wissen aber nichts besseres, als in einer Art Wahnstimmung die napoleonartigen Bestrebungen des Bahnchefs auf die Börse gehen zu wollen, weiter zu unterstützen. Dafür wird die Infrastruktur der Bahn geopfert, vorrangig das Schienennetz dermaßen abgebaut, so dass es dann, wenn es für einen erhöhten Gütertransport gebraucht wird, nicht vorhanden ist. Einfach weg. Auf Kosten der Bürger wird lieber Kollaps des Verkehrs riskiert, als zu einer längst überholten und aussichtslosen Idee des Börsengangs Nein zu sagen. Würden Sie sich freiwillig Ihre Adern verstopfen lassen? Ich glaube nicht. Aber so machen wir es gerade mit dem Verkehr: Wir bauen Bewährtes ab, anstatt zu renovieren und zu modernisieren bereiten wir planmäßig eine Verstopfung der ganzen Republik vor.

Vor dem Kollaps
von Jan Bergrath und Hans Koberstein
Auf deutschen Autobahnen rollen immer mehr Lkw – und ein Ende ist nicht abzusehen, so Prognosen. Dabei kommt es zu schweren Unfällen, weil viele Fahrer dem gestiegenen Termindruck in der Branche nicht Stand halten können.

Wir sprechen von Gesundheit, davon dass wir gesunde Kinder, gesunde Bevölkerung brauchen. Die demographische Entwicklung wird uns lehren, dass wir um jeden sorge haben werden, der durch Krankheit arbeitsunfähig sein wird. Es zeichnet sich bereits heute deutlich ab, dass Gesundheit ein wesentlicher Produktionsfaktor ist – Bildung, Qualifikation, berufliche Fertigkeiten und Gesundheit werden in sehr nahen Zukunft als Produktionsfaktoren wichtiger sein als der Standort oder Lohngefüge. Bislang wird es in den verschiedenen Diskussionen nicht berücksichtigt. Stattdessen werden die Kosten im Gesundheitswesen zu Unkosten umdefiniert und Gesundheit damit zum exotischen Gut deklariert. Wenn diese Übung gelungen ist, wird jeder verstehen, meint in aller ersten Reihe unsere Gesundheitsministerin, dass nur vernünftig ist, diesen exotischen Luxus „Gesundheit“ zu beschränken und die Medikamente für chronische Patienten schon mal gleich zu behandeln, wie für Patienten, die hier und da an einer akuten Erkrankung leiden. Unter der Angst vor Arbeitslosigkeit vermindern sich jährlich die Krankheitstage. D. h., viele Menschen gehen lieber krank zu Arbeit, als im Krankenstand aufzufallen.

Würden Sie sich Beine amputieren lassen, wenn Sie nicht mehr laufen können?

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Ich kann nicht mehr

Diesen Satz hört man immer öfter. Am Arbeitsplatz, in den Behörden. In Krankenhäusern und Heimen, in der Industrie, in Gastronomie Jobs und Wirtschaft. Überall. In den letzten 12 Jahren machen wir einen Umbruch durch – immer weniger Menschen müssen die gleiche oder sogar mehr Arbeit bewältigen. Und seit dem die Leiharbeit im Ansehen bei den Finanzplanern so gestiegen und salonfähig geworden ist, seit dem setzt sich immer mehr durch: der Mensch, der Arbeitet, ist austauschbar. Dann ist es aber auch kein Wunder, wenn die Arbeitstätigen sind immer weniger mit dem, was sie tun identifizieren. Auch bei großen Traditionskonzernen der deutschen Wirtschaft ist stetiger Abbau der Corporate Identity zu beobachten. Und die psychischen Krankheiten und Störungen nehmen mit 0,8% jährlich zu. Die Kinder und Jugendlichen trinken beinahe schon Alkohol wie die Erwachsenen. In der Schule wird nicht Kommunikation, Edukation und soziale Fertigkeiten gelernt, sondern Ellenbogen benutzen und es kommt der durch, der entsprechend hohe Frustrationstoleranz ausweisen kann und Menschen hat, die soziale Fertigkeiten, soziale Kompetenz für ihn oder sie übernehmen. Kann man dann davon sprechen, dass unsere zukünftigen Leistungsträger unter verwöhnender Verwahrlosung groß geworden sind? Kann das sein, dass wir bereits die ersten Auswirkungen davon in politischen Debatten und Entscheidungen mitbekommen?

Aber was sicher ist, dass die Industrie und Behörden versuchen, die Realität so zu recht zu biegen, wie sie meinen, dass es für ihre Finanzpläne gut ist. Für das eine oder andere Jahr. Dabei hat die EU eine erhöhte Stressbelastung bei den Beschäftigten in den europäischen Staaten festgestellt.

Arbeitnehmer in Europa leiden unter Stress

Neue EU-Studie: Mindestens jeder Fünfte betroffen

Daran hat neben dem Abbau von Stellen und dadurch bedingte Verdichtung der Arbeit überall auch die Austauschbarkeit des Arbeitenden großen Anteil – die Bereitschaft sich einsetzen zu lassen wird im großen Stil zum Wirtschafts- und Ausbeutungsfaktor.

Dabei ist für ein gesundes Wirtschaft bereits heute entscheidend:

Psychosoziale Gesundheit ist Produktivfaktor Nr. 1.

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Benzinpreis mitbestimmen

Kraftstoff treibt die Teuerung hoch
Unser Gefühl trügt uns nicht: Alles wird teurer. Die Lebenshaltungskosten erhöhten sich im Mai um drei Prozent, so das Statistische Bundesamt. Hauptverantwortlich: Kraftstoffpreise. Die hohen Preise alarmieren nun auch das Kartellamt.

Ich bekam doch tatsächlich eine Email. Will sagen, eine besondere Email, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass es nicht nur das Kartell der Mineralölgesellschaften gibt. Es gibt auch all die Verbraucher. Sie zapfen an den Tankstellen murrend ihren Treibstoff, damit sie vom Fleck kommen – Flexibilität wird ja verlangt. Damit sind die Verbraucher das Kartell der Marktteilnehmer. Und sie können wohl was tun. Manchmal bekommt man auch kluge Emails.

>>>>> BENZIN-PREIS-MITBESTIMMEN

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Klimawandel ohne Ruck

„Zeitmanagement ist Unsinn. Sie können die Zeit nicht managen – nur Ihr Verhalten.“
Michael Kastner (*1946), dt. Psychologe u. Hochschullehrer

Ruck durch Deutschland? Nein. Klimawandel in der deutschen Politiklandschaft? Ja. Aber was für einen. Die Linke sitzt mittlerweile in einigen Landtagen, stolz wie Oskar, läßt aber ihren Parteitag aus Wunschzetteln zusammengetragenen Leitantrag von 50 Milliarden EURO verabschieden. Mutig. Einfach so. Und mit neuen Steuern soll es auch noch finanziert werden. So hat sich Die Linke konzeptlos genauso im politischen Graben des Wartens auf die Katastrophe eingegraben, wie die etablierten Parteien auch. Alle miteinander wissen nichts besseres, als mit Machtkämpfen um Positionen zu kämpfen, die sie, wenn sie denn gewonnen sind, nicht nutzen können. Siehe Große Koalition. Siehe das erbärmliche Geziehe um die Wahl des deutschen Bundespräsidenten. Geredet wird viel, getagt noch mehr, in Medien allerlei Unsinn zum Besten gegeben – der Polit-Talk der deutschen Stammtische kann den Berg von Themen kaum abarbeiten. Für Lösung von Problemen bringen diese Selbstdarstellung und Übungen von sich gegenseitig ins Wort-fallen nichts. Immerhin entlarven sie die mangelnde Kompetenz von allen Beteiligten. In erster Linie die mangelnde Kompetenz über ein Problem lösungs- und zielorientiert zu reden. Mit der Die Linke haben wir eine neue Partei der Schulden bekommen. Altlasten der DDR, frustrierte Politiker aus dem Westen von Deutschland und jede Menge Wünsche an den Weihnachtsmann. Die Große Koalition hat etwas über ein Jahr Zeit zu zeigen, ob sie es mit einem gesunden Gemeinwesen in Deutschland ernst meint, oder ob sie nur den Lobbyisten und der eigenen Machtlust hinterher laufen will. Sollte es der Großen Koalition nicht gelingen, den Wählerauftrag zum Umbau der bundesdeutschen Gesellschaft mit guten Konzepten voranzutreiben, dann werden wir bei der Bundestagswahl 2009 keine Wahlen sondern Grabenkriege mit der Folge einer noch niedrigeren Wahlbeteiligung erleben müssen. Die Verdrossenheit liegt im Moment bei den Politikern, nicht bei dem Wähler. Die Linke wird uns mit ihrem gerade vorgestellten Propaganda-Zirkus an Populismus und Uneinigkeit sicher nicht vor weiterem Chaos bewahren. Im Gegenteil – die Demokraten müssen sich ihrer Verantwortung bewußt werden und arbeiten.

Krisenvorsorge

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Crime

(©Dr.M.E.Waelsch) Wir sitzen im Sessel und leben. Crime. Ist das wirklich unser Leben? Oder soll es unser Leben werden? Wenn wir uns die Menge an Krimi-, Thriller- und Actionfilme vor Augen führen, dann ist die Frage erlaubt, welche Gefühle werden von den Medien nutzbar angesprochen und welche Gegenwart oder sogar Zukunft uns als Realität vermittelt werden soll. Die Angst, es gäbe eine Grenze und was uns hinter der Grenze erwartet – eine archaische menschliche Existenzangst, gegen die wir nicht gewappnet sind. Albträume der Gegenwart werfen oft Licht auf diese Welt und lassen uns fragen, ob es nicht doch die Geisterwelt sei. Dabei sind wir alle sicher, es gibt keine Welt der Geister. Und der Rest der Unsicherheit wird bei Crime durch Happy-End besänftigt. Das ist wohl der Grund für den Erfolg von allerlei möglichen und unmöglichen Filmen, Serien und Profilern. Sie verkürzen die Fragen, Unsicherheiten und Ängste auf längstens eine Kinofilmlänge. Apropo Profiler – die erlebte Machtlosigkeit im Alltag bekommt für alle Lebenslagen unausgegorene psychologische Erklärungsangebote über die Abgründe des menschlichen Lebens und erleben. Wie auch immer entführen uns die Medien planmäßig in verworrene Welten unserer Träume, damit wir sie nicht wiederkennen. Dafür wird auch gleich ein neuer TV-Kanal nur für Crime aus der Taufe gehoben. Das sagt nichts anderes aus, als dass es wohl genug Zuschauer geben wird – das wird schon eine aufwendige Marketinganalyse festgestellt haben – es wird genug Verführungswillige geben, die ihre eigenen Ängste hinters Licht verführen lassen. Diese Verführung ist ein Teil der Demokratiedemontage – Entdemokratisierung durch Medienkonsum der medial verfremdeten eigenen Ängste. Eine Ausbeutung der menschlichen Gefühle Abend für Abend, Stunde für Stunde. Und – kaum merklich eine Ablenkung von wichtigen Fragen unseres Gemeinwesens, die wo anders entschieden werden. Stichwort Politikverdrossenheit. Insofern erfüllt die auf „Geiz ist geil“ und „Spaß muss sein“ gleichgeschaltete Medienlandschaft ihren Auftrag: von realen Problemen abzulenken oder diese umzudeuten: im Sinne jedweder sich wie Krake verbreitenden Lobby der Subventionsempfänger in der Wirtschaft. Neben Harz IV soll keiner merken, welche Sozialisierung von Defiziten des Kapitals bereits im Gange ist. Die Jugendlichen werden vorneweg auf die Fährte der Desillusionierung gesetzt, die Erwachsenen wundern sich dann über die Kälte, mit der die verführten Jugendlichen emotionalen oder politischen Ereignissen begegnen. Während wir im Sessel vorm Fernseher sitzen, erwarten wir die Illusion, dass Jemand für uns Probleme lösen könnte. Jeden Abend. Alle schauen zu und keiner hat was gesehen. Soviel zu der moralischen Aufforderung zum Hinschauen. Wir sehen nur das, was uns gezeigt wird – eine Illusion. Die Reife zur Selbstentfremdung nennt man modernes Leben. Eigentlich sind Entfremdungserlebnisse Störungen des eigenen Selbst. Die politische Klasse egal von welchen Seite fürchtet nichts mehr, als das wir tatsächlich hinschauen würden. Spätestens bei der nächsten Wahl. Mit Brot und Spiele werden wir keinen Fortschritt und keine Lösung von brennenden Problemen weder in der Gegenwart noch für die nahe Zukunft finden. (©Dr.M.E.Waelsch)

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Konjunktur auf undurchsichtigen Abwegen

Die deutsche Staatsverschuldung beträgt 1,6 Billionen EURO. Erforderliche Summen für die Erfüllung von Pensionsansprüchen werden 2 Billionen betragen. Zusammen genommen werden uns 3,6 Billionen fehlen. Nicht nur die durch die Finanzkrise gebeutelten Banken zeigen genau, in welcher Situation sie real stecken. Auch der Staat verlässt sich in solchen schwierigen Zeiten mehr auf die Gelddruckmaschine, anstatt dass der Staat gemeinsam mit den anderen Teilnehmern in der Finanzwirtschaft einen sauberen Kassensturz und Finanzplanung vornimmt. Die Frage ist berechtigt, von welcher Art Koalition wir eigentlich regiert werden. Wahrscheinlich hat seit den siebziger Jahren die allgegenwärtige Finanzmacht in der Welt die eigentliche Regierung übernommen und baut sie wie Ebbe und Flut auf. Wir müssen danach forschen.

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Katze im Sack gekauft

„Die Phönizier haben das Geld erfunden – warum bloß so wenig?!“
Johann Nepomuk Nestroy (1801-62), österreichischer Lustspieldichter und Charakterdarsteller

Es sind Defizite in den Banken aufgetaucht, die in einer Bank nicht sein dürften. Haben Sie schon mal Katze im Sack gekauft? Seien Sie ehrlich, vielleicht haben Sie sich schon mal aus begierigem Wunsch heraus vergriffen, weil Sie es nicht abwarten konnten, eine Sache zu besitzen – nicht überprüft haben, was Sie gekauft haben.

Wenn Sie sich etwas Neues kaufen wollen, dann schauen sie es meist vorher einmal genauer an. Schließlich wollen Sie ja nicht die Katze im Sack kaufen! Früher war es so, dass auf Märkten auch Tiere verkauft wurden. Also Kaninchen, Hasen oder Ferkel. Diese Tiere waren ziemlich teuer und wurden in einen Sack gepackt, damit der neue Besitzer sie so mitnehmen kann. Manchmal waren die Tiere aber auch schon im Sack, als sie verkauft wurden. Und wenn der Besitzer dann zu Hause nachgesehen hat, fand er statt des Ferkels oder Hasen eine einfache Katze. Der Verkäufer hat ihn also ausgetrickst, weil er das Geld für ein Ferkel bekommen, aber nur eine billige Katze abgegeben hat. Deshalb sagt man noch heute „Die Katze im Sack kaufen“ wenn man etwas erwirbt, was man vorher nicht genau angeschaut hat.

Sind Sie solche Verhaltensweisen von den Banken gewöhnt? Ich nicht. Bei jedem 10.000 € Kredit wird man bis aufs Unterhemd durchgeprüft und leistet etliche Unterschriften, Erklärungen – und vor allem: Sicherheiten.

Dies scheint aber bei Milliardenbeträgen nicht notwendig zu sein. Da werden von Druckerkolonen in Amerika Sozialhilfeempfängern Kredite vermittelt, die mit der angenommenen Wertsteigerung abgesichert werden. Also mit einer Sicherheit, die noch gar nicht vorhanden ist.

„Banken haben Finanzmärkte zum ‚Monster‘ gemacht“
Köhler fordert strengere Regulierung

„Wir waren nahe dran an einem Zusammenbruch der Weltfinanzmärkte“, sagte Köhler in einem „Stern“-Interview. „Jetzt muss jedem verantwortlich Denkenden in der Branche selbst klar geworden sein, dass sich die internationalen Finanzmärkte zu einem Monster entwickelt haben, das in die Schranken gewiesen werden muss.“

Die Banken, die solche Kredite vergeben, sind sich der gefährlichen Lage bewußt und schnüren aus diesen Krediten Pakte zusammen, die sie wiederum an andere Banken verkaufen – also wie heiße Kartoffel schnell loswerden wollen. Vorzugsweise wurden solche Kreditpakete von ausländischen Banken gekauft – natürlich durften dabei deutsche Landesbanken nicht fehlen. Ohne das Paket aufzuschnüren, um zu sehen, was drin ist, haben Landesbanken kräftig zugelangt

IKB für 8,0 Mrd. €

Sachsen LB 17,5 Mrd. €

Bayern LB 6,0 Mrd. €

West LB 5,0 Mrd. €

also für insgesamt 36,5 Milliarden EURO zugelangt. Soweit man es bis jetzt weiß. Bedeutet zumindest für diese für Banken, dass die Sparkassen, also letztlich der Steuerzahler diese 36,5 Milliarden EURO absichern muss. Das Geld fehlt den Kommunen für Kindergärten, Schulen und weitere Maßnahmen der Infrastruktur und Pflege des Gemeinwesens. Scheint aber die Landesbanken so wenig zu stören, dass sie nicht einmal nachprüfen, was sie eigentlich kaufen – Katze im Sack. Sie verlassen sich auf die soziale Hängematte des Wohlfahrtstaates, der es offensichtlich richten soll, wenn die Herren aus den Vorstandsetagen sich mit den Lego-Steinen ihrer undurchsichtigen Finanzprodukte verspielt haben.

Sendung vom 13.05.2008
Frontal 21

Hirnlose Idee, Leuten mit so wenig Einkommen Kredite zu verkaufen.

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